Die wirtschaftliche Lage des Friseurhandwerks in Deutschland bleibt angespannt, wie das Beispiel von Hüliya Hudson zeigt, einer 49-jährigen Friseurmeisterin aus Dormagen. Ihr Salon, der vor kurzem seinen 19. Geburtstag feierte und sechs Mitarbeiterinnen beschäftigt, kämpft ums Überleben. Trotz ihrer Leidenschaft für den Beruf ist die wirtschaftliche Situation der Branche stark prekär.
Hüliya Hudson berichtet, dass sie 18 Euro für einen Haarschnitt inklusive Waschen verlangt, während es notwendig wäre, 100 Euro zu berechnen, um rentabel zu arbeiten. Mit monatlichen Einnahmen von lediglich 19.000 bis 20.000 Euro bleibt sie weit hinter den erforderlichen 40.000 Euro Umsatz, um die laufenden Kosten zu decken. Die Kunden kommen nur alle acht Wochen, was die Situation weiter verschärft. Dies steht im Einklang mit den allgemein sinkenden Besuchszahlen in Friseursalons nach der Pandemie.
Wachsende Herausforderungen in der Branche
Laut dem Zentralverband des Friseurhandwerks zeigen aktuelle Daten, dass die Branche unter vielfältigen Herausforderungen leidet, darunter ein Mangel an Nachwuchs und Fachkräften sowie eine wachsende Kundenzurückhaltung. 2022 konnten immerhin 52.334 umsatzsteuerpflichtige Friseurunternehmen in Deutschland ein Umsatzniveau von 7,07 Milliarden Euro erreichen, was einem Plus von 19,4 % im Vergleich zu 2021 entspricht. Diese Zunahme wurde allerdings vor allem durch den Wegfall der Corona-Schutzmaßnahmen und die steigende Inflation herbeigeführt.
Die Preise für Friseurdienstleistungen sind 2023 um 7,2 % für Damenhaarschnitte, 7,6 % für Herrenhaarschnitte und 7,3 % für Kinderhaarschnitte gestiegen, was über der allgemeinen Teuerungsrate von 5,9 % in Deutschland liegt. Diese Preisanpassungen sind jedoch nicht ausreichend, um die wirtschaftliche Belastung der Salons zu mindern, die unter einem hohen Druck durch Schwarzarbeit und die allgemeine Unsicherheit in der Branche stehen.
Gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen im Friseurhandwerk
Hudson äußert, dass sie trotz ihrer langen Zeit in Deutschland manchmal als Ausländerin betrachtet wird, was ihre gesellschaftliche Erfahrung belastet. Sie bringt auch die schwierigen Bedingungen zur Sprache, unter denen ihre Nichte, eine Jungstylistin, leidet und die Herausforderungen bei der Kita-Platzsuche, die es für sie erschwert, berufstätig zu sein. Dies zeigt, wie notwendig eine gesellschaftliche Rückbesinnung auf die Stärken und Werte „Made in Germany“ ist.
Zusätzlich fordert Hudson von der neuen Bundesregierung weniger Steuern, effektivere Hygiene in Städten und eine bessere Integration. Ihre Besorgnis über gesellschaftliche Veränderungen seit Corona und den Umgang der Menschen miteinander spiegelt die Sorgen vieler im Friseurhandwerk wider, die um ihre Existenz kämpfen und gleichzeitig einen Wandel in der Gesellschaft erleben.
Die Friseurbranche steht also vor einer Vielzahl an Herausforderungen, mit der Notwendigkeit, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich Lösungen zu finden, um eine positive Zukunftsperspektive zu gewährleisten. Die Sorgen und Anregungen von Fachleuten wie Hüliya Hudson sind dabei ein wichtiger Teil der Diskussion, wie das Handwerk in Deutschland zukunftssicher gemacht werden kann. Der Zentralverband fordert daher ein politisches Umdenken und Unterstützung für die Branche, um ihre Position in der Gesellschaft zu festigen und zu stärken.
Focus berichtet, ImSalon berichtet, Handwerksblatt berichtet.