Erzbischof emeritus Hans-Josef Becker, der fast 20 Jahre das Erzbistum Paderborn geleitet hat, hat sich aus Altersgründen zurückgezogen. Papst Franziskus nahm sein Rücktrittsgesuch am 1. Oktober 2022 an, wie Nord-Westen berichtet. Becker bat im Juni 2022 um Entpflichtung von seinen Aufgaben, was zur gleichzeitigen Bekanntgabe in Rom und Paderborn um 12 Uhr führte.
In einem Interview mit Westfalen-Blatt äußert der 75-Jährige, dass die Anrede für ihn nicht von Bedeutung sei. Viele Menschen sprechen ihn mit seinem Hausnamen an, doch ob dies korrekt ist, darüber ist Becker unsicher. Er legt keinen Wert darauf, mit „Herr Erzbischof“ angesprochen zu werden.
Neues aus der Bischofswahl
Beckers Rücktritt fällt in eine Phase, in der ein Verfahren zur Wahl eines neuen Erzbischofs im Gange ist. Das Erzbistum Paderborn hat eine Themenseite zum Rücktritt, zur Sedisvakanz und zur zukünftigen Bischofswahl eingerichtet. Wie Katholisch.de berichtet, wird in den kommenden Monaten auch über Reformen bei den Bischofswahlen diskutiert. Die Vollversammlung des Synodalen Weges beschloss im Februar 2023, Laien in den Bischofswahlprozess einzubeziehen.
Das Bistum Paderborn hat als einziges einen konkreten Vorschlag zur Umsetzung dieses Beschlusses vorgelegt. Es plant, 14 Laien in die Ausarbeitung der Vorschlagsliste für Kandidaten einzubeziehen. Allerdings äußern mehrere Bistümer rechtliche Bedenken, während einige argumentieren, dass keine zeitnahe Bischofswahl anstehe. Kirchenrechtler Norbert Lüdecke kritisiert den Vorstoß als unausgegoren und verweist darauf, dass Laien in der aktuellen Struktur keinen Kandidaten gegen das Domkapitel durchsetzen können.
Herausforderungen der Reform
Der Reformprozess zur Bischofswahl geht mit hohen Hürden einher. Wie aus den Antworten einer Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hervorgeht, zeigt sich ein gemischtes Bild bezüglich der zeitlichen Umsetzung und der Einhaltung der bestehenden rechtlichen Vorgaben. Der Synodale Weg plant, das Verfahren zu reformieren und einen Synodalen Rat in jedem Bistum einzusetzen, der das Domkapitel unterstützen soll.
Becker könnte die erste Bischofsbestellung unter den neuen Reformvorschlägen erleben. Dennoch ist die Zustimmung des Heiligen Stuhls zur Reformfragestellung ungewiss, und viele bezweifeln, dass grundlegende Änderungen an den historischen Verträgen (Konkordaten) möglich sind. Der Druck auf die Verantwortlichen wächst, insbesondere im Hinblick auf den Verlauf des Synodalen Weges, der im September 2023 fortgesetzt wird.