Florian G., ein 33-jähriger Bundeswehrsoldat, steht derzeit vor dem Landgericht Verden wegen des Mordes an vier Menschen. Die Taten ereigneten sich in der Nacht vom 1. März 2024 im Landkreis Rotenburg (Wümme), nachdem er kurz davor seine Frau Juliane S. verlassen hatte und in einen emotionalen Tiefpunkt gestürzt war. Während der ersten Verhandlung äußerte sich der Angeklagte erstmals zu den Morden und gab an, dass er seine Taten bereue, jedoch während der Erklärung keine Emotionen zeigte. Laut seiner Schilderung fühlte er sich wie ein „emotionsloser, gleichgültiger Zombie“ nach seinen Einsätzen in Mali und berichtete von Schikanen und Gewalterfahrungen innerhalb der Bundeswehr.
In seiner umfassenden Erklärung, die mehrere Seiten umfasste, ging Florian G. auf seine schwierige Kindheit ein und erwähnte den Haftbefehl, der wegen Mordverdachts gegen ihn ausgestellt wurde. Er gestand, dass er nach dem Rückkehr aus dem Ausland große Schwierigkeiten hatte, Hilfe zu suchen, aus Angst um seine militärische Karriere. Bedingt durch die emotionalen Turbulenzen seiner Trennung plante er in der Nacht der Tat, seine Ex-Frau, deren neuen Partner sowie weitere Freunde zu töten.
Die Morde im Detail
Am 1. März 2024 beging Florian G. eine Mordserie, die äußerst brutal war. Zunächst brach er gewaltsam in das Haus des neuen Partners seiner Ex-Frau in Westervesede ein, wo er die 55-jährige Mutter des neuen Partners mit zwei Schüssen in den Hinterkopf erschoss. Danach richtete er sich gegen Nils O., den Sohn der getöteten Frau, und feuerte mindestens zehn Schüsse auf ihn ab. Es folgte ein weiterer Übergriff auf seine Ex-Frau und deren beste Freundin Stefanie K., die ebenfalls getötet wurden. In diesem Angriff wurde auch die dreijährige Tochter Ronja erschossen, während eine weitere Tochter des Opfers überlebte.
Nach den Taten stellte sich Florian G. vor der Von-Düring-Kaserne in Rotenburg (Wümme). Bereits am Tag der Tat fand die Polizei in seinem Auto einen Molotowcocktail sowie Munition, was seine kriminellen Absichten unterstrich. Ein Polizist, der ihn vor Gericht beschrieb, bezeichnete ihn als „eiskalten Killer“.
Der Prozess und die gesellschaftlichen Hintergründe
Die Anklageschrift umfasst 51 Seiten und wird in 35 Verhandlungstagen verhandelt, wobei das Urteil voraussichtlich am 28. März 2025 fallen könnte. Nur zwei der neun Nebenkläger waren bei der ersten Sitzung anwesend, die emotionale Belastung und der Schock sind in der Gesellschaft des Landkreises Rotenburg nach wie vor spürbar. Angehörige der Opfer warten weiterhin auf eine Entschuldigung des Angeklagten, die jedoch bisher ausblieb.
Die Vorfälle werfen auch ein Schlaglicht auf die psychosoziale Gesundheit von Soldaten. In einer Studie der Bundeswehr, die sich mit der mentalen Gesundheit in der „Zeitenwende“ beschäftigt, wurde festgestellt, dass viele Soldaten nach Auslandseinsätzen Schwierigkeiten haben, emotionale Hilfe zu suchen, was sich gravierend auf ihr Verhalten auswirken kann. Laut der Studie ist es entscheidend, die mentale Unterstützung für Soldaten zu verbessern, um derartige Tragödien in Zukunft zu vermeiden und eine bessere Aufklärung über die seelischen Folgen des Militärdienstes zu fördern hier.
Die Geschehnisse rund um Florian G. und die damit verbundenen Morde sind nicht nur ein individueller Fall von Gewalt, sondern spiegeln auch tiefere gesellschaftliche Probleme wider. Die Auswirkungen von Kriegseinsätzen und die Herausforderungen, die Soldaten bei ihrer Rückkehr in die Zivilgesellschaft erleben, sind ein Thema, das mehr Aufmerksamkeit benötigt.