Eine neue Studie beleuchtet die faszinierenden Gerüche von altägyptischen Mumien und liefert dabei Einblicke in das alte Ägypten. Forscher um Emma Paolin vom University College London und der Universität Ljubljana haben die Ergebnisse im Journal of the American Chemical Society veröffentlicht. Neun namenlose menschliche Mumien, die im Ägyptischen Museum in Kairo aus dem 1. und 2. Jahrtausend vor Christus stammen, standen im Mittelpunkt der Untersuchung. Eine dieser Mumien gehörte einem Kind, das in einem getöpferten Sarkophag beigesetzt wurde. Die Mumien waren in Harz getränktes Leinen gewickelt, was spezifische Aromen hinterlassen hat.

Die Studie kombiniert Chemie und die menschliche Wahrnehmung von Gerüchen, ein bisher wenig erforschtes Gebiet. Acht geschulte Probanden bewerteten die Gerüche und ihre Intensität sowie Annehmlichkeit. Die häufigsten Geruchsnoten waren „holzig“, gefolgt von „würzig“ und „süßlich“. Weitere Beschreibungen umfassten „weihrauchartig“, „ranzig“, „staubig“, „harzig“ und „rauchig“. Einige Mumien rochen blumig und süß, während andere an Kräuter oder blumiges Parfüm erinnerten.

Rituale und Techniken der Mumifizierung

Die Mumifizierung im antiken Ägypten war ein komplexer Prozess, der über Jahrtausende entwickelt wurde, um die Körper der Verstorbenen für das Leben nach dem Tod zu bewahren. Die ägyptische Vorstellung des Jenseits sieht den Körper als essenziell an, da die Seele (Ba und Ka) ihn für den Übergang benötigt. Die ersten Anfänge der Mumifizierung reichen bis in die prädynastische Periode vor 3000 v. Chr. zurück, als natürliche Konservierung durch Wüstensand erfolgte. Mit der Entwicklung geschützter Gräber kam es zur Notwendigkeit künstlicher Mumifizierung.

Der Mumifizierungsprozess dauerte idealerweise etwa 70 Tage. Heute ist bekannt, dass dieser von ausgebildeten Priestern durchgeführt wurde. Die Schritte des Prozesses umfassten die Entfernung der inneren Organe, das Einreiben mit Harzen und das Wickeln in Leinen. Verwendete Materialien waren auch Amulette und magische Sprüche, die zwischen den Lagen platzierte wurden. Diese Praktiken reflektierten die soziale Hierarchie, da die Qualität der Bestattungsriten vom sozialen Status abhing. Während ursprünglich nur Pharaonen einbalsamiert wurden, war die Mumifizierung später auch für breitere Bevölkerungsschichten zugänglich.

Einblicke und Herausforderungen

Die aktuelle Studie über die Gerüche hat gezeigt, dass konservierende Praktiken, wie die Verwendung von Pflanzenölen zur Schädlingsbekämpfung im Ägyptischen Museum, intensive Aromen erzeugen. Trotz der Anwesenheit synthetischer Pestizide wie Naphthalin in der Umgebungsluft beeinflussen diese den Geruch nicht. Die intensiven Aromen, die bei der Analyse identifiziert wurden, umfassen ein breites Spektrum an Substanzen wie Buttersäure, Eugenol und Vanillin.

Zusätzlich eröffnen die gewonnenen Erkenntnisse ein neues Feld der Forschung, das Museen dabei unterstützen soll, den Geruchssinn der Besucher in Ausstellungen zu integrieren. Die Mumienuntersuchungen bieten nicht nur Einblicke in die medizinischen und Umweltpraktiken, sondern auch in die religiösen Überzeugungen der altägyptischen Zivilisation. Schließlich wird deutlich, dass der Tod im alten Ägypten nicht als Ende, sondern als Übergang in eine neue Existenzform betrachtet wurde, was sich in den aufwendigen Bestattungsriten widerspiegelt.