Am 12. März 2025 beginnt in Chemnitz eine mehrmonatige Veranstaltungsreihe zur Geschichte der Wismut AG, die von den Akteuren des neu gegründeten Wismut-Netzwerk Chemnitz organisiert wird. Die Auftaktveranstaltung mit dem Titel „Glück auf“ startet um 18 Uhr in der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Chemnitz, die einst das Wismut-Kaufhaus „Glück auf“ von 1950 bis 1990 war. Dr. Rainer Karlsch wird die Handelsorganisation Wismut wissenschaftlich kontextualisieren und die Veranstaltung beinhaltet szenische Darstellungen des Fritz-Theaters sowie Musikausschnitte aus einer im September 2025 uraufgeführten Oper.
Bürger sind eingeladen, persönliche Erinnerungsstücke aus dem ehemaligen Kaufhaus zur Begleitausstellung beizusteuern und ihre Erlebnisse in einer moderierten Gesprächsrunde zu teilen. Die Veranstaltungsreihe umfasst über 15 weitere Events, die von April bis November 2025 stattfinden und verschiedene Aspekte der Wismut AG beleuchten. Themen sind unter anderem die Auswirkungen der Atomkraft auf die Popkultur, der Alltag im Bergbau sowie die Rolle sowjetischer Geheimdienste. Details zum Programm sollen Mitte März 2025 bekannt gegeben werden. Interessierte können sich an Stephan Luther unter stephan.luther@bibliothek.tu-chemnitz.de wenden.
Geschichte der Wismut AG
Die Wismut AG war zwischen 1952 und 1957 das größte Uranbergbauunternehmen der Welt und hat eine bedeutende Rolle in der Geschichte der DDR gespielt. Das Unternehmen, das 1946 im Rahmen sowjetischer Reparationsforderungen gegründet wurde, war der größte europäische Uranproduzent und musste bis zur Wende 1990 einer weitgehenden Nachrichtensperre unterliegen. Uran wurde in der Nachkriegszeit von der Sowjetunion stark nachgefragt. Bis 1956 stand die Wismut AG unter dem Einfluss des sowjetischen Verteidigungsministeriums. Uranerz wurde bis 1962 ausschließlich in die Sowjetunion geliefert, erst danach auch in die DDR.
Die Wismut AG hatte strategische Priorität und unterhielt in der Spitzenzeit 27 Objekte, darunter zehn Produktionsstätten. Dieses rasante Wachstum führte jedoch auch zu sozialen Problemen in den Bergbauorten, wo die Bevölkerungszahlen stark anstiegen. In Johanngeorgenstadt beispielsweise stieg die Einwohnerzahl von 6.559 im Jahr 1946 auf 32.870 im Jahr 1950, was zu überfüllten Unterkünften und steigender Kriminalität führte. Zu den Herausforderungen des Unternehmens gehörte auch die Bewältigung der Umweltschäden, die erst nach dem Rückzug der Sowjetunion 1990 umfassend bewertet wurden.
Ausstellung „No Secret“ und weitere Veranstaltungen
Zusätzlich zur Veranstaltungsreihe lädt die Wismut GmbH zur Ausstellung „No Secret“ ein, die am 1. Mai 2025 eröffnet wird. Diese Ausstellung im Maschinenhaus des Schachts 371 bei Aue-Bad Schlema erinnert an „Jugendschacht 1. Mai“ der SDAG Wismut und bietet Einblicke in die Geschichte des Uranerzbergbaus sowie dessen nachhaltige Auswirkungen. Der Standort öffnet temporär für diese Ausstellung, die von Mai bis Oktober 2025 an jedem ersten Wochenende des Monats zu besuchen ist. Dabei werden auch Herausforderungen thematisiert, die aus den Folgen des Bergbaus entstehen.
Die Ausstellung richtet sich an fachlich Interessierte, jüngere Besucher und Menschen ohne tiefere Berührung mit der Wismut-Geschichte. Besonders erwähnenswert sind die Sondertermine wie der Tag des offenen Denkmals am 14. September 2025 und die Finissage am 19. Oktober 2025. Die Adresse der Ausstellung lautet Wismut GmbH, Schacht 371, Talstraße 7, 08118 Hartenstein. Der Uranbergbau bleibt in der Geschichte Deutschlands ein sensibles Thema, zu dem auch die Bundeszentrale für politische Bildung umfassend berichtet hat. Dabei wurde der Wismut-Bergbau als drittgrößter Strahlenschaden nach Hiroshima und Tschernobyl eingestuft, ein Umstand, der weiterer wissenschaftlicher Prüfung bedarf.