In Gars am Inn hat eine bemerkenswerte Initiative das Licht der Welt erblickt: die „Saatgut ausleihen & tauschen“-Aktion. Diese Kooperation zwischen dem Permakultur Gemeinschaftsgarten Oberreith und der Gemeindebücherei Gars will die Vielfalt und Nachhaltigkeit von Pflanzenressourcen fördern. Als Initiatorin tritt Liebgard Wessiak in Erscheinung, die mit ihrer Initiative an das Vorbild anderer Saatgutbibliotheken in Deutschland anknüpft, die in Gars jedoch noch nicht existierten.

Das Ziel dieser neuen Initiative ist klar: Die Erhaltung regionaler Pflanzenvielfalt und die Förderung von nachhaltigem Gärtnern innerhalb der Gemeinde. Das Saatgut, welches von den Nutzern ausgeliehen werden kann, ist nicht nur samenfest, sondern auch biologisch und nicht genetisch modifiziert. Dies spart nicht nur Ressourcen, sondern unterstützt auch die Unabhängigkeit von industriell hergestellten Saatgutsorten.

Über die Saatgutbibliothek

Nutzer der Bücherei können sich Saatgut aus einer bereitgestellten Box entnehmen, es anpflanzen und nach der Ernte einen Teil der gesammelten Samen zurückbringen. Ein wichtiger Aspekt dieser Praxis ist, dass die Samen in selbstgebastelten Tütchen verpackt werden müssen. Hybridsamen werden hingegen nicht akzeptiert, da sie nicht die gewünschten Eigenschaften der Samenfestigkeit besitzen.

Die Initiatoren sind sich bewusst, dass sie keine Garantie für die Keimfähigkeit des Saatguts geben können, vertrauen jedoch auf die Ehrlichkeit der Nutzer. Bürgermeister Robert Otter und Pfarrer Ulrich Bednara unterstützen aktiv das Projekt, welches das Interesse an der Samengärtnerei fördern soll. Dabei bleibt die Ausleihe für alle Nutzer kostenlos.

Relevanz und Zielsetzung

Die Idee von Saatgutbibliotheken ist in den letzten Jahren gewachsen, insbesondere durch einen Artikel im Heft 3/2020 von natur&heilen. Diese Initiativen dienen nicht nur zur Nahrungsmittelproduktion, sondern auch der Erhaltung von traditionsreichem Wissen und Kultur. Saatgut wird als wichtiges Kulturerbe angesehen, das es zu schützen gilt. Während Gentechnik weit verbreitet ist, setzen sich viele Umweltinitiativen mit Seedlibraries für den Erhalt traditioneller Sortenvielfalt ein.

Die Grundidee ist simpel: Hobbygärtner entnehmen aus der Bibliothek Samen, ziehen die Pflanzen auf und bringen einen Teil der Ernte zurück. So wird das Interesse an Samengärtnerei nicht nur gefördert, sondern das Wissen über die Vermehrung von Pflanzen bleibt lebendig. In vielen Bibliotheken, auch im Rahmen der von dem Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) unterstützten Bildungsprojekte, wird dies praktiziert. Nutzer können in ihren eigenen Gärten lernen, wie sie ihre Pflanzen vermehren und das gewonnene Saatgut im Folgejahr wieder einsetzen.

Um die Vielfalt zu sichern, wird empfohlen, nur eine Sorte pro Gemüseart auszuleihen. Im Hinblick auf die Ausleihe wird keinerlei Säumnisgebühr erhoben, und die rückgeführten Samen tragen dazu bei, die Verfügbarkeit der Sorten auch im nächsten Jahr zu gewährleisten. Ein erwarteter Rücklauf von 30 bis 50 % stellt sicher, dass die Bibliotheken weiterhin mit einer breiten Auswahl an samenfestem Saatgut versorgt bleiben.

Die Gemeindebücherei Gars ist während der folgenden Zeiten geöffnet: Sonntag von 9:00 bis 11:15 Uhr, sowie Donnerstag von 16:30 bis 19:00 Uhr. Weitere Informationen sind auf den Webseiten des Permakultur Gemeinschaftsgartens und der Gemeindebücherei verfügbar. Gars am Inn setzt mit dieser Initiative ein Zeichen für Umweltbewusstsein und die Rückbesinnung auf lokale Ressourcen.