Am 12. Februar 2025 gab es einen bedeutenden diplomatischen Kontakt zwischen Russland und Syrien, als Präsident Wladimir Putin mit dem interimistischen syrischen Führer Ahmad al-Sharaa sprach. Dies war der erste Kontakt seit dem Sturz von Bashar al-Assad, der seit über vier Jahrzehnten das Land regiert hatte. Der Gesprächspartner al-Sharaa ist der Führer der Hayat Tahrir al-Sham, der al-Assad im Dezember 2024 absetzte. Neben der Diskussion über die politischen Beziehungen betonte al-Sharaa auch die strategische Partnerschaft zwischen Syrien und Russland, die auf eine langfristige Zusammenarbeit angelegt ist. Putin nutzte die Gelegenheit, um den syrischen Außenminister Asaad al-Shaibani zu einem Besuch in Russland einzuladen.
Die militärische Intervention Russlands in Syrien begann 2015, als die Lage für Assad kritisch wurde und die regierungstreuen Streitkräfte nur noch 10 % des Territoriums kontrollierten. Bei dieser Intervention führte Russland Luftangriffe gegen von Rebellen gehaltene Gebiete durch, um die syrischen Regierungstruppen zu unterstützen und die Kontrolle über das Land zurückzugewinnen. Diese Angriffe richteten sich nicht nur gegen Islamisten, sondern auch gegen moderate Rebellengruppen, eine Praxis, die stets umstritten blieb. Kritiker warfen Moskau vor, zivile Opfer zu verursachen.
Russlands strategische Interessen
Russland verfolgt strategische Interessen im gesamten Nahen Osten und möchte seine militärischen Stützpunkte in Syrien sichern, insbesondere die Marinebasis in Tartus und die Luftbasis in Khmeimim. Diese Basen sind für Russlands Einflussprojektion in der Region von entscheidender Bedeutung. Es gibt Berichte, die darauf hindeuten, dass Syrien die Rückkehr von al-Assad forderte, was es Russland ermöglichen würde, seine militärischen Präsenz zu rechtfertigen und zu kassieren. Insgesamt haben im Jahr 2018 rund 63.012 Militärangehörige aus Russland in Syrien gedient.
Al-Sharaa merkte in den Gesprächen an, dass Syrien offen für die Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Akteuren sei. Diese Haltung ist auch von der aktuellen Situation des Landes geprägt, in dem die syrische Interimregierung einen siebenköpfigen Vorbereitungsausschuss gebildet hat. Dieser Ausschuss besteht aus Mitgliedern der Regierungskoalition sowie zivilgesellschaftlichen Vertretern, einschließlich zwei Frauen, was unterstreicht, dass es Bemühungen um Inklusivität und Diversität gibt.
Ungewisse Zukunft und internationale Reaktionen
Obwohl der Kontakt zwischen Russland und der interimistischen syrischen Führung eine positive Entwicklung darstellt, bleibt der Ausgang des syrischen Konflikts ungewiss. Die internationale Gemeinschaft hat Forderungen nach einem nationalen Dialog, an dem über 1.000 Syrer teilnehmen sollen, laut werden lassen. Der Versuch der syrischen Regierung, eine inklusive politische Struktur zu schaffen, könnte entscheidend für die Wiederherstellung der Stabilität im Land sein.
Die Situation in Syrien wird von vielen als potenzielles Pulverfass beschrieben, vergleichbar mit den Konflikten im ehemaligen Jugoslawien und im Balkan. Die komplizierte geopolitische Landschaft, in der verschiedene Akteure wie Russland, Iran und die Türkei eine Rolle spielen, könnte das Spannungsfeld weiter verschärfen. Internationale Beobachter warnen vor einem möglichen Staatszerfall oder einer Aufteilung in Milizterritorien, wenn die Spannungen weiterhin zunehmen.
In Anbetracht der anhaltenden Probleme, die die Entwicklungen in Syrien mit sich bringen, bleibt abzuwarten, wie sich die Beziehungen zwischen Russland und Syrien sowie die Rolle der internationalen Gemeinschaft künftig gestalten werden.