Heute, am 12. Februar 2025, stehen die Weichen für ein neues internationales Musikformat in Russland: Der Kreml hat die Wiederbelebung des Intervision Song Contest beschlossen, der als ideologische Antwort auf den Eurovision Song Contest (ESC) betrachtet wird. Diese Entscheidung kommt, nachdem Russland aufgrund des Ukraine-Kriegs vom ESC ausgeschlossen wurde. Kremlchef Wladimir Putin hat am 3. Februar ein entsprechendes Dekret unterzeichnet, das die Rückkehr des alten Formats mit dem Ziel der Förderung internationaler kultureller Zusammenarbeit anordnet.

Michail Schwydkoi, Putins Kulturberater, bestätigte, dass mehr als 20 Länder an der neuen Musikshow teilnehmen werden. Zu den teilnehmenden Nationen zählen China, Brasilien, Saudi-Arabien sowie mehrere Ex-Sowjetrepubliken. Außenminister Sergej Lawrow äußerte sich positiv über die hohe Teilnehmerzahl und betonte, dass bei der Veranstaltung keine „Perversionen und Verhöhnungen der menschlichen Natur“ geduldet werden. Dies steht in starkem Kontrast zum ESC, der für seine Vielfalt und die Präsenz queerer Künstler bekannt ist. In Russland hingegen sind die Rechte von nicht-heterosexuellen Minderheiten stark eingeschränkt.

Das Erbe von Intervision

Der Intervision Song Contest, der von 1965 bis 1980 stattfand, wurde unter Leonid Breschnew gegründet und wurde bereits 2022 nach der Invasion der Ukraine aus dem Eurovision Wettbewerb ausgeschlossen. Die neue Auflage des Kontests wird für den Herbst 2023 geplant, und es wird erwartet, dass die Wettbewerbsteilnehmer durch eine Jury ausgewählt werden. Senatorin Liliya Gumerova hat angekündigt, dass Intervision „echte Musik“ fördern und „falsche Werte“ ablehnen wird.

Russland positioniert Intervision als kulturelle Gegenüberstellung zum ESC, bei der traditionelle universelle, spirituelle und familiäre Werte im Fokus stehen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der russischen Politik, die sich zunehmend autoritär und konservativ zeigt. LGBT-Rechte werden als westliches Phänomen dargestellt, das den „traditionellen Werten“ Russlands entgegensteht. Die Kombination aus patriotischen Idealen und Religion prägt die Sichtweise des Kremls auf Kultur und Kunst.

Repression gegenüber LGBT-Minderheiten

Die juristische Lage für LGBT+-Rechte in Russland hat sich seit der Auflösung der Sowjetunion stark verschlechtert. Trotz der Entkriminalisierung von homosexuellen Beziehungen im Jahr 1993 und der teilweise aufgeweichten Regelungen sind viele Rechte wie der Schutz vor Diskriminierung nach wie vor nicht garantiert. Im Jahr 2020 wurde die gleichgeschlechtliche Partnerschaft per Verfassungsänderung verboten, und im Dezember 2022 trat ein Gesetz in Kraft, das „Propaganda für nicht traditionelle sexuelle Beziehungen“ untersagt.

Dieses Verbot erstreckt sich auf die öffentliche Darstellung von LGBT-Themen und kann mit hohen Geldstrafen oder anderen Sanktionen geahndet werden. Die Zivilgesellschaft sowie LGBT-Aktivisten sehen sich verstärkter Diskriminierung und Repressionen gegenüber. Es ist zu beobachten, dass diskriminierende Einstellungen in der Gesellschaft seit 2014 zugenommen haben, während die staatliche Zensur die Sichtbarkeit der LGBT-Community weiter einengt.

Inmitten dieser repressiven Umgebung zeigt eine Umfrage, dass über die Hälfte der jüngeren Bevölkerung in Russland positive Einstellungen gegenüber der LGBT-Community hat. Dennoch bleibt die Diskrepanz zwischen öffentlicher Meinung und staatlich propagierten Werten groß. Solche Widersprüche könnten auch das Ergebnis der neuen internationalen Musikshow „Intervision“ beeinflussen.

Zusammenfassend zeigt sich, dass Putins Kreml mit der Wiederbelebung von Intervision eine Bühne für sich schafft, auf der die ideologischen Unterschiede zur westlichen Kultur zum Ausdruck kommen sollen, während die Rechte von LGBTQ+-Personen gleichzeitig weiter unterdrückt werden. Die Herausforderung für den Kreml wird darin bestehen, das Gleichgewicht zwischen kultureller Eigenpräsentation und internationalem Ansehen zu finden.

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