Der Nachwuchsfußball in Deutschland steht vor einer entscheidenden Phase der Weiterentwicklung. Marc Dommer, der seit Oktober das Leistungszentrum (NLZ) des SV Werder Bremen leitet, hat ehrgeizige Ziele formuliert. Jedes Jahr soll ein Spieler aus dem NLZ den Sprung in die Profimannschaft schaffen. Dies erfordert nicht nur Engagement, sondern auch eine strategische Herangehensweise an die individuelle Spielerentwicklung. Dommer hebt hervor, dass seine Hauptziele die Individualisierung der Spielerentwicklung, eine gemeinsame Spielidee sowie die effektive Nutzung der Trainingszeit sind. Dabei kommt auch die Analyse von Daten zur Bewertung der Trainingsfortschritte eine große Bedeutung zu, wie Weser-Kurier berichtet.
Eine der größten Herausforderungen für das NLZ sind personelle Veränderungen, die jüngst stattfanden. Unter anderem hat Björn Schierenbeck, der als Toptalente-Manager fungierte, das Leistungszentrum verlassen. Thorsten Bolder befindet sich im Beurlaubungsstatus. Trotz dieser Änderungen zeigt Dommer großes Vertrauen in die Stabilität und die Kompetenzen seines Teams.
Fokus auf gesellschaftliche und individuelle Entwicklung
Nicht nur Werder Bremen verfolgt das Ziel einer individuellen Spielerentwicklung. Auch das Nachwuchsleistungszentrum des FC St. Pauli hat kürzlich sein Konzept überarbeitet. Hier liegt der Fokus ebenfalls auf der individuellen Förderung jedes Spielers, unabhängig vom Team. Neu eingeführt wird eine jahrgangsübergreifende Ausbildung, die durch Mentorentrainer*innen geleitet wird. Dadurch soll der Betreuungsschlüssel verkleinert werden, um eine intensivere Beteiligung der Spieler im Ausbildungsprozess zu ermöglichen, wie auf FC St. Pauli zu lesen ist.
Im Grundlagenbereich für die U12/U13 gibt es bereits vier Trainingseinheiten pro Woche, während die älteren Jahrgänge in der Leistungsstufe (U16 bis U19) bis zu sechs Einheiten absolvieren. Dies zeigt, dass eine gut strukturierte Trainingsumgebung für die Entwicklung junger Talente von entscheidender Bedeutung ist.
Ein ganzheitlicher Ansatz in der Talententwicklung
Die Talententwicklung im Nachwuchsfußball ist jedoch mehrdimensional. Dr. Rene Paasch hebt in seinen Arbeiten hervor, dass verschiedene soziale und psychologische Faktoren einen erheblichen Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit der Jugendspieler haben. Besonders wichtig sind elterliche Unterstützung, die Beziehung zwischen Trainer und Spieler sowie die Fähigkeit, mit Kritik und Misserfolg umzugehen. Eine Studie aus dem Jahr 2018 ermittelte, dass von 5.736 ehemaligen U19-Spielern lediglich 198, also 3,5%, den Sprung in eine Profimannschaft schafften, wie Die Sportpsychologen berichtet.
Die Herausforderung, die für Nachwuchsspieler erforderlichen Voraussetzungen zu entwickeln, bleibt hoch. Dabei spielen nicht nur Trainingseinheiten, sondern auch die soziale und schulische Unterstützung eine entscheidende Rolle. Die Wechselwirkungen dieser Faktoren sind aufgrund ihrer Komplexität nur schwer vorherzusagen.
Insgesamt zeigen die Entwicklungen bei Werder Bremen und anderen Vereinen, dass individuelle Förderung, Mentoren-Modelle und ein starkes soziales Umfeld im Bildungssport von zentraler Bedeutung sind, um die Zukunft des Fußballnachwuchses zu sichern. Die Bundesliga-Vereine sind sich der Notwendigkeit bewusst, Talente nicht nur sportlich, sondern auch persönlich zu entwickeln, um ihnen den erfolgreichen Übergang in den Profisport zu ermöglichen.