In Japan spielt der Kochunterricht an Schulen eine zentrale Rolle, um gesunde Ernährungsgewohnheiten zu fördern und die Zahl übergewichtiger Kinder gering zu halten. Rika Shimoyama, Lehrerin an der Seikei-Schule in Tokio, vermittelt ihren Schülern im Fach katei-ka (Hauswirtschaft) wichtige Fähigkeiten und Wissen über Ernährung bereits in der Grundschule. Der Unterricht konzentriert sich darauf, den Kindern grundlegende Kochkenntnisse beizubringen und ihnen die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung zu verdeutlichen. Dabei lernen die Schüler, dass eine gesunde Ernährung viel Gemüse, Ballaststoffe und möglichst wenig Zucker und Fett erfordert. An diesem Tag bereiteten die Schüler typische japanische Speisen wie Reis, Misosuppe und Karaage zu und diskutierten über die kulturelle Relevanz frischer Zutaten.

Die Seikei-Schule nutzt zudem einen eigenen Schulgarten, aus dem frisches Gemüse geerntet wird. Dies fördert nicht nur das Verständnis für gesunde Ernährung, sondern auch den direkten Bezug zur Herstellung von Nahrungsmitteln. Das Konzept der Ernährungserziehung, bekannt als Shokuiku, wurde 2005 gesetzlich in Japan verankert und sieht Schulessen (Kyushoku) als integralen Bestandteil des Schulalltags vor. Im Vergleich zu Deutschland, wo jedes vierte Kind übergewichtig ist, liegt die Zahl übergewichtiger Kinder in Japan bei lediglich 5-14%. Eine Austauschschülerin aus Deutschland berichtete, dass ihr die fehlenden Unterrichtseinheiten zur Ernährung und gesunden Lebensweise in ihrer Heimat aufgefallen sind, was zu einer Gewichtszunahme während ihres Aufenthalts führte.

Ernährungsbildung zwischen Tradition und Wandel

Ähnlich sieht die Situation auch in Deutschland aus, wo die Ernährungsausbildung in Schulen nur unzureichend gefördert wird. Laut einer Studie der Universität Paderborn, beauftragt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), sind Themen zu Ernährung im Bildungsplan vieler Bundesländer zwar verankert, doch die Praxis sieht oft anders aus. Sachunterricht und Biologie behandeln das Thema zwar, Schulen bieten aber oft keine praktischen Erfahrungen oder umfassendes Wissen zu Lebensmitteln und Esskultur an. Auch in Deutschland sind bis zu 70% der Lehrbücher für den Ernährungsunterricht mangelfällig, was den Lehrerinnen und Lehrern die Bildung der Schüler erheblich erschwert.

Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungserziehung

Die Herausforderungen in der Ernährungsbildung in Deutschland wurden von Dr. Barbara Kaiser vom Bundeszentrum für Ernährung angesprochen. Sie stellte Maßnahmen vor, die darauf abzielen, die Ernährungsbildung zu verbessern, darunter die Ausweitung von Lehrerfortbildungen und die Entwicklung von Lehrmaterialien. Diese sollen in die Schul-Cloud integriert werden, um eine breitere Verfügbarkeit zu gewährleisten. Besonders die Einführung des Ernährungsführerscheins für Grundschüler wird als Erfolg gewertet und könnte bundesweit verbreitet stattfinden.

Zusammenfassend zeigt sich, dass sowohl in Japan als auch in Deutschland die Ernährungsbildung eine entscheidende Rolle spielt. Während Japan mit einem klaren Konzept wie Shokuiku auf gesunde Essgewohnheiten setzen kann, steht Deutschland vor der Herausforderung, einheitliche Standards und innovative Ansätze für die Ernährungserziehung zu entwickeln. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese beiden Länder in ihrer Herangehensweise an die Ernährungsbildung weiterentwickeln werden.

LVZ berichtet, dass …
BZfE informiert über …
BMEL stellt fest, dass …