Der mit Spannung erwartete Film „Emilia Pérez“ aus Frankreich hat bei der 39. Goya-Verleihung in Granada den prestigeträchtigen Preis für den besten europäischen Film gewonnen. Dies berichtete der Südkurier. Unter der Regie von Jacques Audiard handelt der musikalische Thriller von einem mexikanischen Drogenboss, der sich einer Geschlechtsangleichung unterzieht, um als Frau zu leben. Trotz dieser beeindruckenden Auszeichnung war die Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón (52) nicht anwesend.
Gascón, die nicht nominiert worden war, ließ die Veranstaltung aus und äußerte sich nicht zu ihrer Entscheidung. Ein Sprecher von Wanda Vision bestätigte, dass die Absage aufgrund von Rückmeldungen zu früheren Social-Media-Posts der Künstlerin erfolgte. Die Entscheidung wurde in Absprache mit dem Produktionsteam von „Emilia Pérez“ getroffen, wobei Gascóns ältere Tweets mit rassistischem und islamfeindlichem Inhalt in den Fokus rückten. Audiard distanzierte sich von Gascóns Äußerungen und bezeichnete sie als „unentschuldbar“.
Kontroversen und wirtschaftlicher Erfolg
Die Situation um Karla Sofía Gascón hat auch Auswirkungen auf die Oscar-Chancen des Films. Ursprünglich als Oscar-Favorit gehandelt, wuchs die Besorgnis über eine mögliche Beeinträchtigung der Chancen nach dem Bekanntwerden der Kontroversen. Der Film hatte insgesamt 13 Nominierungen erhalten, die Abstimmung für die Goya-Nominierungen war jedoch bereits vor dem Ausbruch der Kontroversen am 24. Januar geschlossen worden. In Spanien konnte „Emilia Pérez“ bislang 1,6 Millionen Euro (1,6 Millionen Dollar) einspielen, was für einen französischen Film, der in Mexiko spielt, als beachtlich gilt.
Trotz des Skandals sieht die Einspielergebnisse in der neunten Woche stabil aus, der Film erzielte 110.240 Dollar an den spanischen Kinokassen. Dies schürt die Hoffnung, dass die Kontroversen um Gascón die allgemeine Publikumsresonanz nicht stark geschmälert haben.
Diskriminierung in der Filmbranche
Die Sorgen um Rassismus und Diskriminierung in der Filmbranche sind nicht neu. Eine Studie der Initiative Vielfalt im Film zeigt, dass über 6000 Filmschaffende in Deutschland an einer Umfrage teilnahmen, in der ein Viertel der Befragten angab, in den letzten zwei Jahren Diskriminierung im Arbeitskontext erlebt zu haben. Die Studie legt nahe, dass nicht nur rassistische Äußerungen, sondern auch Altersdiskriminierung und Sexismus in der Branche verbreitet sind. Über 80 Prozent der Frauen berichteten darüber, sexuelle Belästigung erfahren zu haben.
Die Ergebnisse verdeutlichen den hohen Handlungsbedarf im Bereich der Sensibilisierung und Weiterbildung. Mehr als 80 Prozent der Befragten befürworten Workshops und Verhaltensregeln gegen Diskriminierung. In Anbetracht der aktuellen Kontroversen rund um die Gascón, bleibt abzuwarten, inwiefern solche Initiativen ernsthaft umgesetzt werden, um ein sicheres und respektvolles Umfeld für Filmschaffende zu schaffen.
Die Veränderungen in der Filmindustrie sind entscheidend für eine gerechtere Darstellung in Medien und die Wahrnehmung von Diversität auf der Leinwand. Während „Emilia Pérez“ Schlagzeilen macht, bleibt auch die Diskussion um Missstände in der Branche nach wie vor aktuell.