In einem aufsehenerregenden Prozess am Landgericht Schwerin ist ein 21-jähriger Feuerwehrmann wegen Brandstiftung angeklagt worden. Die Ermittlungen deckten eine Brandserie auf, die von November 2021 bis Februar 2023 in Brüel (Ludwigslust-Parchim) und Umgebung stattfand. Der mutmaßliche Täter wurde beschuldigt, in 12 Fällen Feuer gelegt zu haben. Die betroffenen Objekte umfassten Holzschuppen, Papiercontainer, Autos, eine Lagerhalle mit hunderten Strohballen sowie ein Wohnhaus. Zudem wird ihm vorgeworfen, ein Bewohner des Wohnhauses in Lebensgefahr gebracht zu haben, als er dort ein Feuer legte. Das Gericht hat dem Angeklagten eine Jugendfreiheitsstrafe zwischen 2,5 und 3,5 Jahren in Aussicht gestellt.
Laut der Staatsanwaltschaft ergibt sich das Motiv des Feuerwehrmanns aus dem Drang, „Druck abzubauen“ und der Freude an der Kameradschaft und den Einsätzen. Bemerkenswert ist, dass der Angeklagte auch aktiv beim Löschen der Brände half, die er selbst gelegt hatte. Seine Festnahme erfolgte im Februar 2023 nach intensiven Ermittlungen, die den Gesamtschaden durch die Brände auf einen siebenstelligen Betrag schätzten. Allein die Brandstiftung in der Lagerhalle eines Landwirtschaftsbetriebs verursachte Schäden in Höhe von etwa einer Million Euro. Ein weiterer Brand, der einen Carport und zwei Autos betraf, führte zu einem Verlust von rund 60.000 Euro, während die Schäden am Wohnhaus etwa 350.000 Euro betrugen.
Rechtliche und soziale Implikationen
Der Prozess wird voraussichtlich Ende März oder Anfang April 2025 mit einem Urteil enden. Die Komplexität solcher Fälle stellt sich nicht nur in rechtlicher Hinsicht, sondern auch im gesellschaftlichen Kontext als herausfordernd dar. Ähnliche Vorfälle, bei denen Feuerwehrleute selbst Brände legen, sind nicht neu. Ein 32-jähriger Feuerwehrmann in Heilbronn wurde beispielsweise zu zehn Jahren Haft verurteilt, nachdem er in vier Fällen wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Mordes angeklagt worden war.
Seine Taten, zwischen April 2019 und November 2020 begangen, umfassten mindestens sieben Brände, wobei der Gesamtschaden auf rund eine halbe Million Euro geschätzt wurde. In diesem Fall räumte der Angeklagte einige Taten ein, bestritt jedoch andere und der Richtergehend strikt mit der Feststellung, dass der Angeklagte die Einsätze provozieren wollte. Die Anzahl der Brände stieg nach dem Beitritt des Mannes zur Feuerwehr signifikant an, was auf einen systematischen Zusammenhang hinweist.
Psychologische Perspektiven
Experten vermuten, dass Feuerwehrleute, die Brandstiftungen begehen, häufig nach Aufmerksamkeit und Bestätigung suchen. Diese Dynamik wird durch die besondere Stellung von Feuerwehrleuten in der Gesellschaft und den damit verbundenen Heldenstatus verstärkt. Wie die Psychologin in einem Bericht erläutert, kann der Drang nach Anerkennung und die damit verbundene Risikobereitschaft das Verhalten der Täter stark beeinflussen. Solche psychologischen Faktoren könnten auch eine Rolle in den Fällen des Feuerwehrmanns aus Brüel gespielt haben, dessen Motivationen durch die gesunderhaltenden Werte der Feuerwehr einer besonderen Würdigung bedürfen.
Die öffentliche Aufmerksamkeit auf diesen Fall und die damit verbundenen Aspekte der Brandstiftung könnten zudem dazu beitragen, die Debatte über das Verhalten von Einsatzkräften und deren psychologische Bedürfnisse zu intensivieren und entsprechende präventive Maßnahmen zu fördern.