Der Rettungsdienst in Rostock steht vor tiefgreifenden Veränderungen, die rund 85 Rettungssanitäter betreffen. Diese haben bereits Kündigungen erhalten, von denen einige schon im Juli wirksam werden sollen. Der Hintergrund dieser Situation ist die Neuausschreibung des Rettungsdienstes, die im Rahmen des geänderten Rettungsdienstgesetzes MV von 2015 erforderlich wurde. Ab Juli werden andere Anbieter für die rettungsdienstlichen Aufgaben im Stadtgebiet verantwortlich sein, was die langjährigen Dienstleister DRK und ASB aus der Verantwortung entlässt. Die Stadt Rostock hat den Johannitern und zwei gemeinnützigen Unternehmen den Zuschlag erteilt, was bei den betroffenen Rettungskräften Besorgnis erregt.
Stefan Müller und Frank Schulz, Rettungssanitäter des DRK und ASB, kritisieren die Entscheidung scharf und befürchten den Verlust wertvoller Kompetenzen sowie eingespielter Strukturen im Rettungsdienst. Seit den 1990er-Jahren ist die Zahl der Rettungseinsätze in Rostock kontinuierlich gestiegen, 2022 registrierte die Stadt rund 55.000 Notrufe, wobei etwa 62 Prozent medizinische Notfälle betrafen. Trotz dieser steigenden Einsatzzahlen blieben sowohl die Zahl der Fahrzeuge als auch das Personal gleich, was zu einem großen Druck auf die bestehenden Rettungsdienste geführt habe.
Kritik an der Vergabepraxis
Müller fordert eine Kommunalisierung des Rettungsdienstes in Rostock. Die Stadt besitze bereits die notwendige Infrastruktur, die für eine solche Umstellung benötigt würde. In einigen Gemeinden, wie dem Landkreis Ludwigslust-Parchim und der Stadt Löhne, wurde diese Form des Rettungsdienstes bereits erfolgreich implementiert. Die Stadt Rostock hat jedoch trotz Prüfung dieser Möglichkeit entschieden, an der gegenwärtigen Struktur festzuhalten. Die Begründung liegt an den bewährten Strukturen seit 1991 und den geltenden rechtlichen Grundsätzen.
Die Stadtverwaltung weist zudem alle Vorwürfe hinsichtlich mangelnder Transparenz im Vergabeverfahren zurück und betont, dass die Auswahlentscheidung diskriminierungsfrei gewesen sei. Ab Juli soll es keine Veränderungen an der Struktur des Rettungsdienstes geben; die Anzahl der Mitarbeitenden bleibt unverändert. Darüber hinaus wird angeregt, dass die neuen Dienstleister das bestehende Personal übernehmen, was jedoch bei Müller und Schulz keine Gewissheit schafft.
Tradition des Rettungsdienstes in Rostock
Der ASB-Rettungsdienst hat eine lange Tradition, die bis ins Jahr 1915 zurückreicht, als motorisierte Fahrzeuge im Rettungsdienst eingesetzt wurden. In den 1920er Jahren wurden die ersten rund um die Uhr besetzten Rettungswachen hier eingerichtet. Der ASB KV Rostock e.V. ist seit 1991 aktiv im Rettungsdienst tätig und stationiert in Rostock rund um die Uhr neun Rettungsassistenten und Rettungssanitäter. Ein Rettungstransportwagen steht stets für Notfalleinsätze bereit, um akute Lebensbedrohungen bei Notfallpatienten abzuwehren.
Die bevorstehenden Veränderungen im Rostocker Rettungsdienst werfen viele Fragen auf und sorgen bei den betroffenen Mitarbeitern für Unsicherheit über ihre berufliche Zukunft und die persönliche finanzielle Situation. Der gesamte Prozess verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen der Rettungsdienst in Deutschland konfrontiert ist, nicht zuletzt aufgrund steigender Einsatzzahlen und der Notwendigkeit, eine durchgehende Versorgung sicherzustellen. Für weitere Informationen lesen Sie auch den Bericht von Bundestag.