In einem Vorfall, der am Donnerstag in Berlin-Marzahn stattfand, sollen zwei Männer mutmaßlich vier zwölfjährige Mädchen fremdenfeindlich beleidigt haben. Die Berliner Polizei gab am Freitag bekannt, dass das Ereignis gegen 16 Uhr auf dem Vorplatz eines Einkaufszentrums in der Marzahner Promenade beobachtet wurde. Zwei Frauen, 27 und 36 Jahre alt, riefen die Polizei, nachdem sie die Männer beim Imitieren von Affengeräuschen und dem skandieren der Worte „Ausländer raus“ hörten. Laut den Angaben der Polizei war das Geschehen von einem Jugendlichen und einem Jungen begleitet.
Die beiden Männer hegten offensichtlich rassistische Absichten, als eine Unbekannte eingriff und sie zur Ruhe ermahnte. Kurz darauf flüchteten alle vier Beteiligten in das Einkaufszentrum, bevor die alarmierten Einsatzkräfte eintrafen und niemanden von den Verdächtigen antrafen. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen.

Gestiegene Besorgnis über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit

Der Vorfall in Berlin verleiht den Erkenntnissen aus der aktuellen Studie „Rassistische Realitäten“ zusätzliche Brisanz. Diese wurde kürzlich in Berlin vorgestellt und zeigt, dass 90 Prozent der Befragten Rassismus in Deutschland anerkennen. Knapp ein Viertel der Befragten hat selbst Erfahrungen mit Rassismus gemacht. Die Studie ist Teil des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa), der Ursachen und Folgen von Rassismus untersucht und vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat dabei betont, dass die Bundesregierung entschlossen ist, Rassismus verstärkt zu bekämpfen.

Erstaunliche 70 Prozent der Bevölkerung sind bereit, sich gegen Rassismus zu engagieren. Engagement könnte durch Aktivitäten wie Geldspenden, Teilnahme an Demonstrationen oder Unterschriftensammlungen gestärkt werden. Dies verdeutlicht, dass trotz der alltäglich erlebten Diskriminierung viele Deutsche eine aktive Rolle in der Bekämpfung von Rassismus einnehmen möchten.

Rassismus im Alltag

Die Studie zeigt, dass etwa zwei Drittel der Bevölkerung direkten oder indirekten Kontakt mit Rassismus hatten. Interessanterweise glauben fast die Hälfte der Befragten an die Existenz menschlicher Rassen und sehen Gruppieren in der Gesellschaft eine Hierarchie vorenthalten. Solche Einstellungen könnten, ebenso wie die Äußerungen der Männer in Marzahn, die alltäglichen Herausforderungen widerspiegeln, mit denen viele Menschen, insbesondere aus Einwandererfamilien, konfrontiert sind.

Um dem zu begegnen, plant die Bundesregierung die Stärkung ihrer finanziellen Ressourcen zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus. Ein geplanter Maßnahmenkatalog, in dem unter anderem das Demokratiefördergesetz verankert werden soll, fokussiert auf Beratungs- und Präventionsarbeit sowie das Empowerment der Betroffenengruppen.

Der Vorfall in Marzahn stellt somit nicht nur einen Einzelfall dar, sondern ist Teil eines größeren gesellschaftlichen Problems, das es anzupacken gilt.