Seit Anfang Februar 2025 wird die griechische Insel Santorini von einer Serie von Erdbeben erschüttert, die auch die angrenzenden Kykladeninseln Amorgos, Ios und Anafi betreffen. Diese Erdbeben, die in der Stadt Fira besonders spürbar sind, haben Magnituden von über fünf erreicht und sorgen für erhebliche Sorgen unter den Einwohnern. Geophysiker Christian Hübscher von der Universität Hamburg, der seit fast 20 Jahren die Vulkane von Santorini erforscht, beteiligt sich an internationalen Beratungen über diese seismischen Aktivitäten. Er erklärt, dass die Erdbeben durch tektonische Prozesse und nicht durch vulkanische Aktivitäten ausgelöst werden.

Laut Hübscher gibt es zwar Anzeichen einer „leichten Aktivität“ des Vulkans von Santorini, dennoch glaubt er nicht, dass die Vulkane Santorini oder der benachbarte Kolumbo für die aktuelle Erdbebenserie verantwortlich sind. Die Hypozentren der Beben befinden sich 170 Kilometer nordöstlich unter der Insel Anydros und nicht in der Nähe der Magmakammern. Diese Entstehungshintergründe wurden auch von der laenderdaten.info hervorgehoben, die betont, dass Griechenland an der Plattengrenze zwischen der afrikanischen und der eurasischen Platte liegt.

Seismische Aktivität und Evakuierungen

Tausende Einwohner von Santorini und den umliegenden Inseln haben sich nach den Erdbeben aufs griechische Festland geflüchtet. Ungefähr zwei Drittel der 16.000 Einwohner von Santorini haben sich in Sicherheit gebracht. Die aktuelle Erdbebenserie ist die stärkste, die Griechenland seit über sieben Monaten erlebt hat. Am 4. Februar 2025, um 15:04 Uhr, kam es zu einem Beben mit einer Stärke von 5,3 in einer Tiefe von etwa 10 km, gefolgt von 35 Nachbeben, darunter das schwerste mit einer Stärke von 5,1.

Die Erdbeben verzeichnen Herde bis zu 20 Kilometer nordöstlich von Santorini unter dem Meer in Richtung Amorgos. Die regionalspezifischen Daten zeigen deutlich, dass Erdbeben in Griechenland häufig vorkommen, insbesondere entlang des südlichen Inselbogens. Zudem weist das Land eine komplexe geophysikalische Struktur auf, die durch Bewegungen der Ägäischen Platte in Richtung Südeuropa charakterisiert ist, während die afrikanische Platte sich mit etwa einem Zentimeter pro Jahr darunter schiebt.

Vulcanologische Perspektiven

Die Vulkancaldera von Santorini, die durch zahlreiche Vulkanausbrüche in den letzten 200.000 Jahren entstand, ist ebenfalls ein zentraler Punkt der wissenschaftlichen Beobachtungen. Die letzte Eruption des Kolumbo-Vulkans liegt mittlerweile mehrere hundert Jahre zurück; der letzte Ausbruch fand 1950 statt, während Kolumbo 1650 aktiv war und sowohl Todesopfer als auch einen Tsunami verursachte. Experten sind sich einig, dass das Risiko eines weiteren Vulkanausbruchs statistisch gering ist, trotz der aktuellen seismischen Activity.

Um mehr über die unterseeischen Gegebenheiten zu erfahren, plant Hübscher eine Expedition mit dem Forschungsschiff Maria S. Merian im kommenden März. Ziel dieser Unternehmung ist es, unbekannte Unterwasservulkane zu erforschen und die Auswirkungen der Erdbeben auf den Meeresboden zu studieren. Diese Erkenntnisse könnten entscheidend dafür sein, die Wahrscheinlichkeit künftiger Vulkanausbrüche besser einzuschätzen.