Am 4. Februar 2025 trafen sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Syriens neu ernannter interimistischer Präsident Ahmed al-Sharaa in Ankara, um eine vertiefte Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich zu besprechen. Dies war al-Sharaa’s zweite internationale Reise nach seiner Ernennung und fand nur wenige Tage nach seinem Besuch beim saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in Riad statt. Al-Sharaa, der die Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) führt, die im Dezember die Regierung von Bashar al-Assad stürzte, dankte Erdogan für die Unterstützung, die die Türkei den Rebellenkräften während des syrischen Bürgerkriegs geleistet hat, und betonte die Bedeutung der zukünftigen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern, insbesondere zur Bekämpfung des ISIL (ISIS) und kurdischer Kämpfer im Nordosten Syriens.

Erdogan äußerte seine Zufriedenheit über al-Sharaa’s Engagement im Kampf gegen Terrorismus und bestätigte, dass die Türkei bereit sei, mit der neuen syrischen Führung zusammenzuarbeiten. Die türkische Regierung betrachtet mehrere syrische kurdische Gruppen, wie die PKK und die YPG, als „Terroristen“, und die YPG nimmt eine Schlüsselrolle innerhalb der von den USA unterstützten Syrisch Demokratischen Kräfte (SDF) ein. Während der Gespräche bot Erdogan seine Unterstützung zur Kontrolle der ISIL-Gefangenenlager in Nord- und Ost-Syrien an und betonte die Notwendigkeit, die internationale Gemeinschaft zur Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien zu bewegen. Er erwartete zudem eine Zunahme der freiwilligen Rückkehr syrischer Flüchtlinge, wenn sich die Lage stabilisiere.

Sicherheitsbedenken und strategische Partnerschaft

Al-Sharaa strebt eine „strategische Partnerschaft“ mit der Türkei an und lud Erdogan ein, Syrien zu besuchen. Die beiden Führer diskutierten auch über Bedrohungen, die die territoriale Einheit Syriens gefährden. Während al-Sharaa jegliche Form von kurdischer Selbstverwaltung zurückwies, wurde ein neuer Verteidigungspakt besprochen, der möglicherweise den Bau neuer türkischer Militärbasen in Syrien vorsieht. Zudem betonten beide Seiten die Notwendigkeit einer gemeinsamen Strategie zur Bekämpfung von Sicherheitsbedrohungen, die die Stabilität in der Region beeinflussen könnten.

Diese Gespräche geschahen in einem Kontext, der die geopolitischen Spannungen und die verschiedenen Machtverhältnisse in der Region widerspiegelt. Nordostsyrien wird gegenwärtig von einer kurdisch geführten Miliz kontrolliert, die Al-Sharaa nicht untersteht, und die von der Türkei als terroristische Organisation betrachtet wird. Der türkische Präsident lobte den „starken Willen“ der neuen syrischen Behörden im Kampf gegen den Terror und sprach sich für die Einheit Syriens unter der neuen Regierung aus.

Wirtschaftliche Beziehungen

Zusätzlich zu den sicherheitspolitischen Aspekten erörterten die beiden Staatsoberhäupter auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Türkei und Syrien. Türkische Unternehmen planen, ihre Aktivitäten in Syrien auszubauen, was die wirtschaftliche Erholung des Landes unterstützen könnte. Al-Sharaa hofft, durch die Partnerschaft mit der Türkei mehr internationale Anerkennung zu erlangen, während Erdogan die Rückkehr syrischer Flüchtlinge auf türkischem Boden anstrebt. Bisher sind von etwa drei Millionen syrischen Flüchtlingen, die in der Türkei leben, nur einige Zehntausend in ihr Heimatland zurückgekehrt.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Gespräche zwischen Erdogan und al-Sharaa zu konkreten Maßnahmen führen und ob sie die komplexe Lage in Syrien, insbesondere in Bezug auf die Kurden und die Kontrolle über nordöstliche Gebiete, beeinflussen werden. Die Türkei verfolgt bei dieser Annäherung ihre eigenen Interessen, die sowohl humanitäre als auch sicherheitspolitische Dimensionen umfassen, was die Gespräche zwischen beiden Führern zu einem entscheidenden Moment für Syriens Zukunft macht.

Für weitere Informationen zu diesem Thema können die Artikel von Al Jazeera, New York Times und Zeit Online konsultiert werden.