Martin Neugebauer, Professor für Bildungssoziologie an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA), hat kürzlich einen bedeutenden Schritt in seiner Karriere gemacht. Er wurde in den Vorstand der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF) gewählt, wie PH Karlsruhe berichtet. Die GEBF hat ihren Sitz in Frankfurt am Main und ist bekannt dafür, interdisziplinäre empirische Bildungsforschung zu fördern. Der neue Vorstand stellte sich auf der 12. GEBF-Jahrestagung in Mannheim vor, wo Neugebauer betonte, dass er die Interdisziplinarität within der GEBF stärken möchte. Er will Soziolog:innen sowie Bildungsökonom:innen zur aktiven Teilnahme anregen und sich für den Wissenstransfer in Bildungspolitik und -praxis einsetzen.

Die GEBF-Tagungen sind die größten Kongresse für empirische Bildungsforschung im deutschsprachigen Raum, was die Bedeutung dieser Wahl unterstreicht. Neugebauer bringt einen breiten Erfahrungshorizont mit, dessen Forschungsschwerpunkte Bildungsungleichheiten, Übergänge im Bildungssystem, Bildungsprozesse, subjektives Wohlbefinden sowie Studienerfolgs- und Studienabbruchforschung umfassen.

Forschungsprojekte und Schwerpunkte

In seiner neuen Position wird Neugebauer auch das Forschungsprojekt „Studienabbruch und Berufsaussichten. Experimentelle Studien zur Integration auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt II“ leiten, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Darüber hinaus ist er verantwortlich für den deutschen Teil des europäischen Forschungsprojekts „LINEup“ (Longitudinal Data for Inequalities in Education), welches darauf abzielt, Erfolgsfaktoren für hochwertige Bildung zu identifizieren. An der 12. GEBF-Jahrestagung nahmen rund 20 Wissenschaftler:innen der PHKA teil, die zu Themen wie digitaler Leseförderung und evidenzinformierten Entscheidungen von Lehrkräften forschen.

Die Diskussion um Bildungsungleichheiten bleibt ein zentrales Thema in der Bildungsforschung. Studien zeigen, dass Jungen in Deutschland durchschnittlich schlechtere Schulleistungen und Bildungsabschlüsse als Mädchen haben. Diese Unterscheidungen prägen die aktuellen Bildungsdiskurse. Ein neu erschienener Artikel mit dem Titel „Entstehung und Abbau von Bildungsungleichheiten. Herausforderungen für die empirische Bildungsforschung mit Fokus auf der frühen Kindheit“ thematisiert, wie diese Ungleichheiten in der frühen Kindheit erfasst und bewertet werden können. Die Autoren, Helga Kelle, Friederike Schmidt und Anna Schweda, beleuchten die unterschiedlichen Aspekte von Bildungsungleichheit, die von der ungleichen Verteilung von Bildungschancen bis hin zu den Entscheidungen über Bildungswege reichen. Der Artikel erscheint als Beitrag im Sammelwerk „Differenz – Ungleichheit – Erziehungswissenschaft“ und ist auf Fachportal Pädagogik verfügbar.

Bildungssoziologische Ansätze

Die Bildungssoziologie ist ein dynamisches Feld, das ständig neue Ansätze und Perspektiven in der Forschung aufgreift. In dem Artikel „Bildungssoziologie in unterschiedlicher Gestalt: Handbuch, Lehrbuch, Klassikerausgabe und aktuelle Forschung“, veröffentlicht in der Soziologischen Revue, wird die Vielfalt der bildungssoziologischen Ansätze reflektiert. Der Autor Wolfgang Ludwig-Mayerhofer spricht über verschiedene bedeutende Werke und deren Beiträge zur Bildungsforschung. Dazu gehören unter anderem Michael Asmussens „Annäherung an einen praxistheoretischen Bildungsbegriff“ und Rolf Beckers „Research Handbook on the Sociology of Education“. Durch diese verschiedenen Perspektiven wird die Komplexität des Themas deutlich und zeigt die Notwendigkeit an, sich intensiv mit den verschiedenen Dimensionen von Bildung und Ungleichheit zu beschäftigen. Der Fulltext ist unter deGruyter abrufbar.

Die aktuelle Situation in der Bildungsforschung zeigt, wie wichtig interdisziplinäre Ansätze sind, um die Herausforderungen von Bildungsungleichheiten und die Förderung eines gerechten Bildungssystems anzugehen. Neugebauer’s Engagement und die Forschungen der GEBF könnten entscheidend dazu beitragen, den Dialog und den Wissensaustausch in diesen komplexen Themen weiter voranzutreiben.