Seit 12 Tagen erleben die Menschen auf der Ägäis-Insel Santorini eine beunruhigende Serie von Erdbeben. Mehr als 200 Erdbeben zwischen Stärken von 3 und 4,9 wurden registriert, was zu einer massiven Fluchtbewegung führt. Etwa 16.000 Einwohner haben bereits die Insel verlassen, während die Nachfrage nach Fähr- und Flugtickets sprunghaft angestiegen ist. Behörden haben Sonderflüge und zusätzliche Fähren eingerichtet, um den Menschen zu helfen, während Überfüllungen auf Fähren wie der Blue Star 1, die nach Athen fährt, berichtet werden.
Seismologen warnen eindringlich vor möglichen Hauptbeben, Vulkanausbrüchen und Tsunamis in der Region. Der Unterwasservulkan Kolumbos, der im Jahr 1650 schwere Schäden verursachte, steht dabei besonders im Fokus der Sorgen. Effektiv hat die Situation bereits zu aktivierten Katastrophenschutzmaßnahmen und kurzfristigen Krisensitzungen in Athen geführt, in denen Experten die Lage sowie die Sicherheitsvorkehrungen diskutieren.
Behördliche Maßnahmen und Empfehlungen
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat die Bevölkerung aufgefordert, Ruhe zu bewahren und die Anweisungen der Katastrophenschutzbehörden zu befolgen. Der Chef der griechischen Erdbebenschutzbehörde, Efthymios Lekkas, äußert sich skeptisch über die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe und hofft auf ein Beben der Stärke 5 bis 5,5. Dennoch bleibt die Situation angespannt, und es gibt keine sicheren Prognosen über das weitere Geschehen.
Die Behörden haben bereits spezielle Notfall-Warnungen auf Smartphones aktiviert und raten dazu, Küstenregionen und Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen zu meiden. Bei schweren Beben wird zudem eine sofortige Evakuierung von Küstengebieten empfohlen. Die Bewohner werden fortlaufend per SMS über Evakuierungsmaßnahmen informiert. Schulen auf Santorini, Amorgos, Anafi und Ios wurden vorsorglich geschlossen, und Rettungsteams haben ihre Präsenz auf der Insel verstärkt.
Historische und geologische Kontexte
Die geologischen Gegebenheiten der Region machen die Bewohner Santorinis erdbebenerfahren, doch diese Häufung sei ohne Beispiel. Die Geologie-Professorin Evi Nomikou betont, dass ein derartiges Auftreten in kurzer Zeit bisher nicht registriert wurde. Historische Daten belegen, dass ein Erdbeben im Jahr 1956 über 50 Todesopfer und einen verheerenden Tsunami zur Folge hatte.
Die Erdbeben in der Region sind nicht vulkanisch bedingt, sondern resultieren aus Erdplattenverschiebungen. Dies wird durch das globale seismologische Breitbandnetz GEOFON des Deutschen GeoForschungsZentrums unterstützt, das in Echtzeit Daten zu Erdbeben bereitstellt. GEOFON ist an über 80 aktiven Stationen weltweit beteiligt und liefert essentielle Informationen nicht nur für die lokale Bevölkerung, sondern auch für internationale Krisenmanagement-Organisationen.
Das Auswärtige Amt hat Reisende gewarnt und empfiehlt, sich in der Krisenvorsorgeliste zu registrieren und Notfallbenachrichtigungen zu aktivieren. Die Situation bleibt angespannt, und sowohl Einheimische als auch Touristen sind aufgefordert, die Lage aufmerksam zu verfolgen.