Am Sonntagnachmittag, dem 2. Februar 2025, demonstrierten mehrere Tausend Menschen auf dem Alten Markt in Potsdam gegen einen aufkommenden Rechtsruck in der deutschen Politik. Die Veranstaltung wurde vom Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ organisiert und zog laut Veranstaltern über 3000 Teilnehmer an, während die Polizei von mehr als 1000 Menschen berichtete. Der Anlass für die Proteste war die umstrittene gemeinsame Abstimmung von Union, FDP und AfD im Bundestag zur Verschärfung der Migrationspolitik.
Die Teilnehmer versammelten sich ab 14 Uhr zwischen dem Brandenburger Landtag, dem Potsdam Museum und der Nikolaikirche. Viele brachten selbstgebastelte Pappschilder und Fahnen von politischen Parteien mit, wobei ein deutlicher Appell für eine Gesellschaft, die Werte wie Respekt, Solidarität und Menschlichkeit in den Vordergrund stellt, im Mittelpunkt stand. Auf der Kirchentreppe wurde ein Rednerpult errichtet, das von einer symbolischen Brandmauer aus Kartons umgeben war, beschriftet mit Begriffen wie Respekt, Vielfalt und Anstand.
Redebeiträge und Forderungen
Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) eröffnete die Reden mit einer eindringlichen Botschaft. Er bezeichnete die Vorgänge im Bundestag als einen Tabubruch und forderte stattdessen mehr finanzielle Mittel für Integration anstelle von Grenzsicherung. Schubert war nicht der einzige Redner; auch die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises, Angelika Zädow, sprach sich vehement gegen Rassismus und Ausgrenzung aus.
Fereshta Hussain, Vorsitzende des Potsdamer Migrantenbeirats, kritisierte besonders die Wahrnehmung von Migranten durch die CDU. Holger Zschoge vom Antifa-Netzwerk Potsdam rief zur Solidarität und zum Widerstand gegen Hetze und Ausgrenzung auf. Bei der Demo waren auch Mitglieder der Initiative „Omas gegen Rechts“ aus umliegenden Städten sowie viele junge Leute anwesend, die mit ihren Schildern ihre Ablehnung gegenüber dem Rechtsruck zeigten.
Verstärkung der Proteste im Land
Die Demonstration in Potsdam ist Teil einer viel bedeutenderen Bewegung, die sich bundesweit gegen die Zusammenarbeit von AfD und Union richtet. Laut einem Bericht von tagesschau.de nahmen in den vergangenen Tagen zehntausende Menschen an Protesten in mehreren deutschen Städten teil. Zu den größten Versammlungen gehörten 65.000 Teilnehmer in Hamburg sowie etwa 10.000 in Bremen, wo sich ebenfalls Menschen gegen die extreme Rechte und die aktuellen politischen Entwicklungen zur Wehr setzten.
Die Mobilisierung in ganz Deutschland zeigt, dass die Angst vor einer Stärkung extremistischer Kräfte und eine Schwächung der Demokratie die Menschen mobilisieren. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Potsdam, Evgeni Kutikow, äußerte ebenfalls Besorgnis und verwies auf die von den Demonstrationen ausgehende Hoffnung auf eine breite gesellschaftliche Ablehnung solcher Tendenzen.
In Potsdam stellte die CDU mittlerweile gar ein Überdenken ihrer Mitgliedschaft im Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ in Aussicht. Vor der Parteizentrale der CDU wurde der Präsenz von Polizeikräften verstärkt, insbesondere nachdem in anderen Städten CDU-Büros mit Farbbeuteln beworfen wurden.