Auf Mallorca sind alarmierende Berichte über moderne Sklaverei ans Licht gekommen. Ein Mann lebte 21 Monate lang unter sklavenähnlichen Bedingungen auf einer Luxusfinca. Er musste bis zu 16 Stunden täglich arbeiten, ohne jemals einen freien Tag zu bekommen. Diese Missstände wurden von der Polizei aufgedeckt, nachdem der Mann die Flucht ergriffen und Anzeige erstattet hatte. Das betroffene Paar, das ihn ausgebeutet haben soll, wurde festgenommen und sieht sich nun schweren Vorwürfen gegenüber, darunter Ausbeutung und Menschenhandel. Die genauen Nationalitäten des Opfers und der Beschuldigten sind zurzeit nicht bekannt, aber das Paar hatte den Mann mit falschen Versprechungen auf die Insel gelockt, indem es ihm einen Arbeitsplatz, eine Ausbildung und offizielle Papiere in Aussicht stellte.
Der Arbeitsalltag des Opfers war geprägt von extremen Bedingungen. Er konnte das Gelände der Finca nur mit Erlaubnis des Paares verlassen und lebte in einem heruntergekommenen Schuppen, während seine Arbeitszeiten von 7.00 bis 23.00 Uhr reichten. Das, was ihm als ein Einkommen von 200 bis 700 Euro monatlich in Aussicht gestellt wurde, stellte sich als von der Ausbeutung geprägt heraus, ohne dass er die Möglichkeit hatte, einen Arbeitsvertrag oder Zutritt zum Gesundheitssystem zu erhalten. Seine Aufgaben umfassten Tätigkeiten als Putzkraft, Gärtner und Butler. In der Nacht wurde er gelegentlich zum Wachmann eingesetzt.
Übergreifende Problematik
Diese erschreckenden Vorkommnisse sind nicht isoliert. Auch die Nationalpolizei deckte kürzlich weitere Fälle von Menschenhandel und Ausbeutung auf. Eine Bande, die Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung auf die Insel brachte, wurde aufgedeckt. Kolumbianische Arbeiter wurden mit falschen Versprechungen angeworben, um in dem Wirtschaftszweig der Lieferdienste zu arbeiten. Dort mussten sie unter ähnlichen Bedingungen wie das Opfer der Luxusfinca arbeiten, oft 12 Stunden täglich und sieben Tage die Woche.
Diese Migranten erhielten oft keinen Arbeitsvertrag und lebten unter katastrophalen Bedingungen. Ihre Unterkünfte waren überbelegt, oft mit Matratzen auf dem Boden und bis zu vier Personen pro Raum. Ein Großteil des Geldes, das sie verdienten, wurde von der Bande einbehalten. Die Arbeitsbedingungen waren derart prekära, dass den Opfern beigebracht wurde, wie sie bei Polizeikontrollen agieren sollten. Für sie gab es kaum Aussicht auf Hilfe, und bei Unfällen interessierte sich die Bande nur für den Zustand des Fahrzeugs, während medizinische Betreuung verwehrt wurde.
Weltweiter Kontext moderner Sklaverei
Diese Fälle sind Teil eines größeren Problems der modernen Sklaverei. Laut Schätzungen leben weltweit mindestens 12,3 Millionen Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen, andere Quellen sprechen gar von 27 Millionen. Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung ist eine Form dieser Sklaverei, wie in der Bachelorarbeit von Damaris Rosenow an der Hochschule Neubrandenburg dargelegt wird. Die Autorin untersucht die rechtlichen Rahmenbedingungen und kulturellen Hintergründe, die zur Ausbeutung führen, sowie die wirtschaftlichen Sektoren, in denen Menschenhandel besonders häufig vorkommt. Ein zentrales Anliegen der Arbeit ist es, auf Missstände hinzuweisen und Lösungen vorzuschlagen, um diese Praktiken zu bekämpfen.
Die Initiative der Polizei und die Berichterstattung über solche Fälle sind entscheidend, um auf diese menschenverachtenden Praktiken aufmerksam zu machen und den Opfern die nötige Unterstützung zukommen zu lassen. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und umfassende Maßnahmen ergriffen werden, um Menschenhandel und Ausbeutung in der Zukunft zu verhindern.
Für weitere Informationen können die Berichte auf BNN, Mallorca Zeitung und die Bachelorarbeit auf HS Neubrandenburg nachgelesen werden.