Am 1. Februar 2025 verlieh die Universität Potsdam den prestigeträchtigen Voltaire-Preis zum neunten Mal, um das Engagement in Wissenschaft und gesellschaftlichem Dialog zu würdigen. Dieser mit 5.000 Euro dotierte Preis, finanziert von der Friede Springer Stiftung, wurde im Rahmen des Neujahrsempfangs auf dem Campus Griebnitzsee überreicht. Preisträgerin in diesem Jahr ist die Soziologin Prof. Dr. Rosario Figari Layús, deren Forschungsschwerpunkte unter anderem Menschenrechte, wissenschaftliche Aufklärung sowie Gerechtigkeit und Frieden sind, insbesondere in Lateinamerika. Ihre Arbeit widmet sich den Themen Menschenrechte in extremen Gewaltkontexten und der Diskriminierung.
Layús hat während ihres Studiums in Buenos Aires Interviews mit Angehörigen von Verschwundenen und Überlebenden der Militärdiktatur geführt, was ihre Forschung nachhaltig prägte. Zudem beschäftigte sie sich mit paramilitärischer Gewalt in Kolumbien und arbeitete eng mit Opfern des bewaffneten Konflikts zusammen. Sie ist Mitgründerin des internationalen Netzwerks „Academicxs en Riesgo“, welches sich für die Transparenz und Sichtbarmachung von Risiken für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Lateinamerika einsetzt. In den letzten zwei Jahren fungiert sie auch als Mitglied im Beirat des von der UNESCO geschaffenen „Chair for the Protection of Human Rights Defenders“.
Engagement für Menschenrechte
Das Engagement von Rosario Figari Layús zeigt sich nicht nur in ihrer Forschung, sondern auch in ihrem aktiven Wirken für den Schutz von Menschenrechten. Im Beirat der UNESCO arbeitet sie an der Entwicklung eines „good practice“-Fahrplans, der aufzeigt, wie die Rechte von Menschenrechtsverteidigern bestmöglich geschützt werden können. Jurymitglied Prof. Dr. Florian Schweigert würdigte ihr Wirken und lobte ihren behutsamen Umgang mit den Rechten und der Würde der betroffenen Personen, die sie in ihren Forschungen begleitet.
In einem globalen Kontext, in dem nach wie vor Menschenrechtsverletzungen in vielen Ländern wie Venezuela und Syrien stattfinden und nur 3% der Weltbevölkerung in Staaten mit vollständiger Gewährleistung bürgerlicher Menschenrechte leben, verdeutlicht Layús’ Arbeit die Dringlichkeit von Menschenrechtsschutz. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, angenommen im Jahr 1948, bleibt ein zentraler Bezugspunkt. Sie bekräftigt das Recht jedes Individuums auf Freiheit, Sicherheit und ein Leben in Würde, unabhängig von Herkunft oder Geschlecht. Über 820 Millionen Menschen sind weltweit chronisch unterernährt, während die Kluft zwischen den Bekenntnissen der Staaten zu Menschenrechten und deren praktischer Umsetzung gewachsen ist.
Die Entwicklung der Menschenrechtsidee
Die Entstehung internationaler Menschenrechtsinstrumente nach dem Zweiten Weltkrieg wie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte stellte einen bedeutenden Fortschritt dar. Diese Erklärung, die als „Magna Charta of all mankind“ bezeichnet wurde, bildet die Grundlage für zahlreiche internationale Menschenrechtsabkommen und instrumente, darunter die beiden UN-Menschenrechtspakte von 1966, welche bürgerliche, politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte umfassen.
Die Herausforderungen für die universelle Geltung der Menschenrechte sind weiterhin groß, besonders angesichts der philosophischen und kulturellen Differenzen, die in den Debatten über den Schutz von Menschenrechten auftreten. Während Staaten primär für deren Durchsetzung verantwortlich sind, müssen oft innerstaatliche Rechtswege beschritten werden, bevor internationale Instanzen angerufen werden können. Dies verdeutlicht die Komplexität und die anhaltende Relevanz der Diskussion über Menschenrechte in einer globalisierten Welt, in der auch Unternehmen zunehmend in die Verantwortung gezogen werden.
Es bleibt festzuhalten, dass Menschenrechte, trotz der anhaltenden Kontroversen und Herausforderungen, weiterhin eine entscheidende Rolle im Kampf um Gerechtigkeit und Würde für alle Menschen spielen. Das Engagement von Wissenschaftlerinnen wie Rosario Figari Layús ist dabei von essenzieller Bedeutung, um das Bewusstsein für diese Rechte zu schärfen und entsprechende Schutzmechanismen zu entwickeln.
Für weitere Informationen siehe: Universität Bonn, bpb – Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, bpb – Internationaler Menschenrechtsschutz.