Die Reha-Klinik Schönsicht in Bischofswiesen plant eine deutschlandweit einzigartige Behandlung für medienabhängige Kinder. Ab April 2025 wird ein innovatives Konzept umgesetzt, das auf die steigende Problematik der Medienabhängigkeit, insbesondere durch Plattformen wie TikTok und der Nutzung von Smartphones und Computerspielen, reagiert. Klinikleiterin Iris Edenhofer teilte mit, dass erhebliche Investitionen durch den neuen Eigentümer Bartl Wimmer getätigt werden, um den sich verändernden Bedürfnissen der jungen Patientinnen und Patienten gerecht zu werden.

Aktuell sind medienabhängige Kinder und Jugendliche ein wachsendes Problem in Deutschland. Laut einer Studie verbringen Kinder und Jugendliche im Durchschnitt etwa zweieinhalb Stunden täglich mit sozialen Medien, was zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führt, einschließlich einer Zunahme von Angststörungen und Depressionen. Über 4 % der deutschen Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren zeigen ein pathologisches Nutzungsverhalten, das ernsthafte Auswirkungen auf Gesundheit, Leistungsfähigkeit und soziale Kontakte haben kann.

Innovatives Behandlungskonzept

Das Behandlungskonzept in der Klinik Schönsicht wird wissenschaftlich von der Charité Berlin sowie von der Knappschaft-Bahn-See begleitet und erhält Unterstützung vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Die Therapie umfasst psychotherapeutische Ansätze und tiergestützte Aktivitäten, die darauf abzielen, Achtsamkeit und Teamwork zu fördern.

Um den Bedarf an begleiteten Reha-Plätzen zu decken, wird die Klinik nicht nur renoviert, sondern auch um neue funktionale und kindgerechte Gebäude erweitert. Das erste neue Gebäude mit 24 Zimmern für junge Patienten und ihre Begleitpersonen eröffnet am 26. Mai 2025, gefolgt von einem weiteren Gebäude mit 20 Zimmern im November 2025. Bis 2026 ist zudem der Bau eines zusätzlichen Gebäudes mit 18 Appartements geplant, um den hohen aktuellen Wartezeiten von rund acht Monaten für einen Klinikplatz entgegenzuwirken.

Fokus auf individuelle Bedürfnisse

Ein zentrales Ziel der Klinik ist es, Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen gezielt zu helfen und ihre individuellen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Es wird betont, dass die Behandlung sich nicht nur auf die Medienabhängigkeit konzentriert, sondern auch weitere Krankheitsbilder wie psychosomatische Störungen, Asthma, Adipositas und psychische Erkrankungen behandelt. Bei der Entwicklung des neuen Rehabilitationskonzepts wird deren Perspektive einbezogen.

Als Teil des Projekts wird eine Erprobungsphase mit 80 Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren durchgeführt. Diese Phase dient der Evaluation des Programms mittels quantitativer und qualitativer Methoden, um schließlich ein umfassendes Manual zu erstellen, das an alle involvierten Akteure disseminiert wird.

Die Klinik Schönsicht beschäftigt derzeit 87 Mitarbeiter und plant, die Zahl bis zur Fertigstellung aller Bauprojekte bis 2030 auf bis zu 110 zu erhöhen. Gleichzeitig stellt der Fachkräftemangel, insbesondere im Bereich der Logopädie, eine Herausforderung dar, die durch eine Zusammenarbeit mit regionalen Logopädiepraxen angegangen werden soll. Ein weiteres Highlight des neuen Klinikansatzes ist das Bestreben, Nachhaltigkeit zu fördern; dazu gehört die Nutzung eines Holzhackschnitzelkraftwerks, das sowohl die Klinik als auch die Anwohner mit Energie versorgt.