Dr. Kaedan O’Brien, ein anerkannter Anthropologe und Zoologe, wurde mit dem Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie 2025 ausgezeichnet. Diese Ehrung wird vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters an der Universität Tübingen verliehen und ist mit 7.500 Euro dotiert. Die Preisverleihung würdigt O’Briens Dissertation, die sich mit den Fossilienbeständen von 18 Tierarten aus der Eiszeit beschäftigt, die zwischen 115.000 und 11.700 Jahre alt sind. Insbesondere konnte er erstmals saisonale Wanderungsbewegungen für zwei Tierarten nachweisen, was die Forschung zur Evolution und Migration der Tiere in Ostafrika entscheidend bereichert.

Obwohl O’Brien bedeutende Erkenntnisse über Wanderungen gewinnen konnte, stellt seine Forschung auch fest, dass viele untersuchte Arten keine direkten Rückschlüsse auf die aktuellen Wanderungsverhalten zulassen. Für 16 der 18 untersuchten Tierarten fehlen klare Anzeichen einer Migration. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Streifengnu, dessen heutige weitreichenden Wanderungen auf eine spätere Entwicklung oder ein begrenztes Verhalten in der Vergangenheit hindeuten könnten.

Forschungsschwerpunkt

O’Briens Forschungsziel beinhaltete die Erkennung jener urgeschichtlichen Faktoren, die die menschliche Evolution in Afrika beeinflussten. Um die saisonalen Wanderungsmuster großer Pflanzenfresser, die als Beute früher Menschen dienten, zu untersuchen, analysierte O’Brien Isotope im Zahnschmelz von 79 Rindern und Einhufern. Die Ergebnisse liefern wertvolle Hinweise auf Lebensraum, Ernährungsgewohnheiten und jahreszeitliche Veränderungen dieser Tierarten.

Einflüsse aus der Klimaforschung

Die Forschung zur Tierwanderung in Ostafrika steht im Zusammenhang mit den umfassenderen klimatischen Veränderungen des Quartärs. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz stellt fest, dass die CO2-Konzentration in den letzten 800.000 Jahren bemerkenswerte Schwankungen aufwies, zwischen 190 ppm während Eiszeiten und 300 ppm in Interglazialen. Hauptursachen der CO2-Änderungen sind unter anderem eine verminderte Tiefsee-Zirkulation und ein verstärkter organischer Kohlenstoffexport im Südozean.

Diese Klimaveränderungen beeinflussen nicht nur die Flora und Fauna, sondern auch die menschliche Evolution, wie die historischen Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Umwelt zeigen. O’Brien selbst promovierte 2024 an der University of Utah nach einem Masterstudium der Anthropologie und war Graduate Research Fellow der National Science Foundation, was seine tiefgehende Auseinandersetzung mit diesen Themen verdeutlicht.

Zusammengefasst tragen die Erkenntnisse O’Briens und die dazugehörigen klimatischen Studien entscheidend zum Verständnis der evolutionären Entwicklungen in Ostafrika bei und bieten eine wertvolle Perspektive auf die komplexen Wechselwirkungen zwischen Klima, Tierwanderungen und menschlicher Geschichte.