Am 30. Januar 2025 versammelten sich Dutzende Mitarbeiter und Gewerkschaftsmitglieder vor dem Ardagh-Glaswerk in Drebkau, um gegen die angekündigte Schließung des Betriebs zu protestieren. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hatte die Veranstaltung organisiert. Das Werk, welches über 110 Jahre alt ist, produziert Weißglasbehälter für die Lebensmittelindustrie und wird voraussichtlich 163 Arbeitsplätze kosten. Die Gründe für diese drastische Entscheidung sind laut Unternehmensführung die hohen Energiepreise und ein geringer Absatz.

Gewerkschaftssekretärin Vivian Madeja betonte die Notwendigkeit, der Belegschaft eine Stimme zu geben, und sprach sich für den Erhalt des Standorts aus. Sie schlug zudem vor, Alternativen wie die energetische Umstellung der Schmelzwanne oder eine Produktumstellung zu prüfen. Laut dem Brandenburger Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) stehen Fördermittel für eine solche Umstellung zur Verfügung.

Kritische Lage der Glasindustrie

Die Situation in der Glasindustrie ist in der Lausitz äußerst kritisch. Die Schließung des Drebkauer Werks ist nicht das einzige Problem; auch andere Produktionsstätten wie die Glashütte Stölzle Lausitz in Weißwasser und die Glasmanufaktur Brandenburg GmbH in Tschernitz stehen unter Druck. Hohe Energiekosten und die internationale Konkurrenz, insbesondere aus China, setzen der Branche zu. Spree-Neiße-Landrat Harald Altekrüger fordert deshalb dringend Unterstützung von der Bundesregierung. Er wirft die Frage auf, welche Rolle die Glasindustrie im Strukturwandel und bei der grünen Transformation spielen kann.

Die Glasindustrie war einst der zweitwichtigste Wirtschaftszweig in der Lausitz, laut Niederlausitz Aktuell nach der Braunkohle. Der Verlust dieser Branche könnte weitreichende Folgen für die Wirtschaft und die Glaubwürdigkeit der deutschen Politik haben. Der Stopp russischer Gaslieferungen seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs hat zudem zusätzliche Herausforderungen für die Umstellung auf alternative Energieträger mit sich gebracht.

Politische Unterstützung und Ausblick

Der Bürgermeister von Drebkau, Paul Köhne, zeigte sich solidarisch mit den Protestierenden und kündigte an, dass ein Gesprächsangebot an die Unternehmensführung bereits seit einer Woche vorliegt. Auf eine Antwort warteten die Beteiligten jedoch ungeduldig. Auch die IG BCE hat bislang keinen Termin für ein erstes Gespräch über die Zukunft des Werkes erhalten. Derzeit befinden sich die Beschäftigten in Kurzarbeit, welche Ende Februar endet.

Die Schließung des Drebkauer Glaswerks wurde bereits am 10. Januar von der Unternehmensleitung bestätigt. Bei der Protestveranstaltung waren Vertreter der Werksleitung nicht anwesend, was bei den Demonstrierenden auf Unmut stieß. Die notwendigen Maßnahmen zur Rettung der Glasindustrie wurden schon 2022 von Altekrüger in einem Brandbrief an die Bundesregierung gefordert, doch es folgte bislang keine Reaktion.

Zusammengefasst steht die Glasindustrie in der Lausitz vor einer der größten Herausforderungen ihrer Geschichte. Die Branchenausblick 2030 zeigt, dass eine schnelle und effektive Antwort auf die Probleme notwendig ist, um die existierenden Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Stabilität der Region zu sichern.