Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) wird mit einer Förderung von 9,2 Millionen Euro ein neues Kryo-Elektronenmikroskop anschaffen. Diese Zuwendung kommt aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und dem sachsen-anhaltischen Wissenschaftsministerium. Das neue Mikroskop ist speziell dafür konzipiert, schnellere und qualitativ bessere Aufnahmen von biologischen Proben zu ermöglichen, die in der Grundlagenforschung von entscheidender Bedeutung sind. Pressemitteilungen der MLU berichten, dass Künstliche Intelligenz in die Datenanalyse integriert wird, was die Auswertung der gewonnenen Bilder erheblich beschleunigt.
Das Kryo-Elektronenmikroskopie-Verfahren, das 2017 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde, stellt einen bedeutenden Fortschritt in der bildgebenden Forschung dar. Es ermöglicht die Analyse biologischer Proben in ihrem nativen Zustand bei extrem niedrigen Temperaturen, wodurch die Notwendigkeit entfällt, Wasser aus den Proben zu entfernen, was oft zu Artefakten führen kann. Laut Wikipedia kann das Verfahren 3D-Modelle erstellen und zeigt eine Auflösung von bis zu 0,2 nm.
Ein wesentlicher Schritt für die Biowissenschaften
Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann bezeichnete die Anschaffung des Mikroskops als „Meilenstein“ für die Biowissenschaften an der MLU. Der Standort des neuen Mikroskops wird im Biozentrum der MLU am Weinberg-Campus sein, wo auch zahlreiche Biotech-Unternehmen angesiedelt sind. Dadurch sollen die Grundlagenforschung und die Entwicklung neuer medizinischer Wirkstoffe sowie polymerbasierter Materialien gestärkt werden.
Die MLU hat sich als einzige Hochschule in Sachsen-Anhalt mit zwei hochauflösenden Kryo-Elektronenmikroskopen einen internationalen Ruf erarbeitet. Ein bestehendes Gerät muss nun ersetzt werden, da es bereits über neun Jahre alt ist. Prof. Dr. Panagiotis Kastritis und seine Arbeitsgruppe haben maßgeblich dazu beigetragen, die Universität zu einem angesehenen Zentrum für Kryo-EM auszubauen und mit über 40 internationalen Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten. Hierbei unterstützen sie regelmäßig Publikationen in renommierten Fachjournalen.
Investitionen und Zukunftsperspektiven
Zusätzlich zur Beschaffung des Mikroskops strebt die MLU auch die Verbesserung der notwendigen IT-Infrastruktur an. Aus der Gesamtfinanzierung von 9,2 Millionen Euro entfallen 5,5 Millionen Euro auf den EFRE und 3,7 Millionen Euro auf das Wissenschaftsministerium Sachsen-Anhalt. Die Universität beabsichtigt, die hohen Anforderungen an die Datenanalyse zu erfüllen, da aktuelle Geräte bis zu 1.200 Aufnahmen pro Stunde generieren können. Diese neuen technischen Möglichkeiten werden die Forschungsprozesse erheblich beschleunigen.
Insgesamt wurden in Sachsen-Anhalt bis Ende 2027 Fördermittel von etwa 232,7 Millionen Euro für 145 Forschungs- und Entwicklungsprojekte bewilligt, was die Landesregierung in den Bereichen Medizin, Gesundheit, Mobilität und Materialwissenschaften unterstützt. Die MLU wird durch diese Entwicklungen eine zentrale Rolle in der Forschung zu biologischen Materialien und deren Anwendung spielen.