Verdi führt seit drei Tagen Warnstreiks im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post durch. Am Donnerstag haben Beschäftigte in Paketzentren in Städten wie Köln, Krefeld, Herford und Lahr zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Diese Maßnahme betrifft nicht die Briefzustellung, jedoch ist mit erheblichen Verzögerungen bei der Paketzustellung zu rechnen. Verdi fordert ein Entgeltplus von sieben Prozent sowie zusätzliche Urlaubstage. Die Gewerkschaft macht diese Forderungen geltend, um den gestiegenen Lebenshaltungskosten und der erhöhten Arbeitsbelastung Rechnung zu tragen.
Die Deutsche Post hat die Forderungen als wirtschaftlich nicht tragfähig abgelehnt und weist auf sinkende Briefmengen und einen hohen Investitionsbedarf hin. Weiterhin sind bei den ersten beiden Warnstreik-Tagen etwa 13.000 DHL-Beschäftigte in den Ausstand getreten, was dazu führte, dass schätzungsweise vier Millionen Pakete nicht zugestellt werden konnten. Die Verhandlungen sollen am 12. Februar fortgesetzt werden. Die Deutsche Post gehört zum Bonner Logistikkonzern DHL und beschäftigt im Inland rund 170.000 Tarifbeschäftigte.
Situation in Bayern
In Bayern ist die Lage ähnlich angespannt. Verdi hat rund 1000 Mitarbeiter in der Zustellung zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Betroffen sind 49 Betriebsstellen, wodurch kaum Briefe und Pakete ausgeliefert werden. Städte wie Günzburg, Germering und Lichtenfels sind davon betroffen. Dies ist der zweite Warnstreiktag in Folge, nachdem bereits am Dienstag in 33 größeren Städten zur Arbeitsniederlegung aufgerufen wurde.
Die Deutsche Post sieht den Spielraum für Lohnerhöhungen als „sehr gering“ an, bedingt durch die schrumpfenden Briefmengen und den hohen Investitionsbedarf. Eine dritte Verhandlungsrunde ist für den 12. und 13. Februar geplant, in der die Post ein Angebot vorlegen will. Die Gewerkschaft und die Post stehen sich jedoch in ihrer Position diametral gegenüber; während die Post die Warnstreiks als „unnötig“ bezeichnet, da sie den Kunden schaden, bleibt Verdi bei ihren Forderungen.
Kontekt zum öffentlichen Sektor
Die aktuellen Warnstreiks sind Teil eines größeren Trends von Streiks und Tarifverhandlungen, die in verschiedenen Sektoren des öffentlichen Dienstes stattfinden. Diese umfassen unter anderem soziale und medizinische Berufe, Verwaltung sowie den Nahverkehr. Gewerkschaften warnen vor einem „Kollaps“ des öffentlichen Dienstes und fordern eine Erhöhung der Löhne um 8 Prozent oder mindestens 350 Euro mehr pro Monat. Zudem wird eine Reform der Arbeitsbedingungen befürwortet.
In den letzten Jahren gab es bereits mehrere Anläufe zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, wobei die letzte Tarifrunde 2023 zu einer Erhöhung von 5,5 Prozent und Sonderzahlungen von 3.000 Euro führte. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Verhandlungen in beiden Bereichen entwickeln und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den Anliegen der Beschäftigten gerecht zu werden.