Am 29. Januar 2025 sorgte ein 34-jähriger psychisch belasteter Mann in Unterfranken für einen alarmierenden Großeinsatz der Polizei. Er hatte eine E-Mail an mehrere Schulen und Kindergärten im Altlandkreis Ochsenfurt verschickt, die auf seine psychische Belastung hinwies. Die Polizeiinspektion Würzburg-Land wurde am Mittwochvormittag über den Vorfall informiert, dessen genaue Hintergründe nun von der Kriminalpolizei in Würzburg untersucht werden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Mann möglicherweise bewaffnet war.

Um die Situation zu entschärfen, setzte die Polizei eine umfangreiche Zahl eigener Kräfte und eine Verhandlungsgruppe ein. Gegen 15:20 Uhr wurde der Mann vorläufig festgenommen, wobei er leicht verletzt war. Da er sich in einer psychischen Ausnahmesituation befand, wurde er in ein Bezirkskrankenhaus eingewiesen. Die Polizei appellierte an die Öffentlichkeit, sich nicht an Spekulationen in sozialen Medien oder WhatsApp-Gruppen zu beteiligen. Durch die proaktive Kontaktaufnahme mit den betroffenen Einrichtungen konnte eine konkrete Gefährdung ausgeschlossen werden.

Psychischer Druck auf Polizeibeamte

Der Einsatz verdeutlicht den psychischen Druck, dem Polizeibeamte ausgesetzt sind. Laut einem Bericht der Böckler Stiftung sind Stressfaktoren wie Gewalt, Personalmangel und Arbeitsverdichtung weit verbreitet. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hebt hervor, dass Beamte selbst in extremen Situationen nur ungern Gewalt anwenden oder Tiere erschießen, was in der Öffentlichkeit oft zu massiver Kritik führt.

Zu den Herausforderungen gehören auch öffentliche Filmaufnahmen, die in sozialen Medien schnell verbreitet werden und die Wahrnehmung der Polizeiarbeit stark beeinflussen. Ein Beispiel aus dem Jahr 2014 zeigt, wie ein Vorfall in Rüsselsheim nach der Erschießung zweier Kampfhunde zu einem Shitstorm gegen die Polizei führte, obwohl die Staatsanwaltschaft später feststellte, dass die Situation nicht anders beherrschbar war.

Gesundheitsmanagement in der Polizei

Um den psychischen Belastungen der Polizisten besser entgegenzuwirken, fordert Björn Neureuter von der GdP ein besseres Online-Krisenmanagement sowie eine erhöhte Präsenz in sozialen Medien. Der Mangel an präventiven Maßnahmen zur Vermeidung psychischer Erkrankungen ist ein weiteres dringliches Problem. Dazu gehört auch der Mangel an professionellen Gefährdungsbeurteilungen im Polizeidienst, wie in einem weiteren Bericht auf PH-Gmünd festgestellt wird.

Die Situation wird durch hohe Einsatzbelastungen weiter erschwert. In Rheinland-Pfalz beispielsweise sind Zielvereinbarungsprozesse aufgrund des Drucks durch Arbeitsverdichtung aktuell ausgesetzt. „Seit 2009 leiden bis zu 36% der befragten Polizeibeamten unter Schlafstörungen und 27% unter Reizbarkeit“, erklärt Bernd Becker, Hauptpersonalrat Polizei. Auch plant er die Einrichtung eines Instituts für Gesundheit und Arbeitssicherheit, um die Lebens- und Arbeitsqualität der Beamten langfristig zu verbessern.