Am 29. Januar 2025 meldet sich Russland in Bezug auf die Forderungen des syrischen Führers Ahmed al-Sharaa zu Wort, bleibt jedoch in entscheidenden Fragen vage. Berichten nach verlangt al-Sharaa nicht nur die Rückkehr von Bashar al-Assad, sondern auch Reparationszahlungen von Russland, um die militärische Stabilität der Region zu gewährleisten. Der Kreml reagierte bislang nicht auf die Forderungen, und auch der Sprecher Dmitry Peskov gab bei einer Pressekonferenz am Mittwoch keine Stellungnahme ab.
Eine hochrangige russische Delegation, angeführt von Mikhail Bogdanov, war am Vortag in Syrien, um mit al-Sharaa zu verhandeln. Bashar al-Assad, ein wesentlicher Verbündeter Russlands, hatte Syrien im Dezember verlassen und war nach Moskau geflüchtet, nachdem er von al-Sharaa abgesetzt worden war. Der Sturz al-Assads stellt einen signifikanten Rückschlag für Moskau dar, das seine Militärbasen in Syrien zur Unterstützung seines Regimes und zur Stärkung seines internationalen Einflusses genutzt hat.
Wichtigkeit der Militärbasen
In den Gesprächen um die Zukunft der russischen Militäranlagen in Syrien wurde besonders die Bedeutung der Tartous-Marinebasis und der Khmeimim-Luftbasis hervorgehoben. Diese Standorte gelten als Russlands einzige Militärstützpunkte außerhalb der ehemaligen Sowjetunion. Das russische Außenministerium bekräftigte die Notwendigkeit, die Einheit und Souveränität Syriens zu wahren, ohne jedoch auf die Einzelheiten der Forderungen al-Sharaas einzugehen. Die maritimen und luftgestützten Einrichtungen sind entscheidend für Russlands internationale Ambitionen und ermöglichen die Durchführung militärischer Operationen im Nahen Osten und darüber hinaus.
Die syrische Nachrichtenagentur Sanaa berichtete, dass al-Sharaa von Russland konkrete Maßnahmen fordert, um Vertrauen wiederherzustellen. Dazu gehören Entschädigungen, Wiederaufbau und Wiederherstellung der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Das russische Außenministerium sprach von „offenen Diskussionen über alle Themen“ und betonte, dass beide Seiten weitere Gespräche führten, um „relevante Vereinbarungen“ zu finden.
Die strategische Lage im Nahen Osten
Russland verfolgt ein strategisches Interesse daran, seine Militärbasen in Syrien zu erhalten. Satellitenbilder, die kürzlich veröffentlicht wurden, zeigen, dass Kriegsschiffe in der Marinebasis Tartus plötzlich verschwunden sind, was Fragen hinsichtlich der Stabilität des russischen Einflusses in der Region aufwirft. Experten betonen, dass der Verlust dieser Basen Russlands Position im Mittelmeer, Nahen Osten und Afrika schwächen würde. In der aktuellen geopolitischen Landschaft könnten arabische Golfstaaten eine russische Militärpräsenz als Gegengewicht zur Türkei betrachten.
Die Möglichkeit, mit neuen Machthabern in Syrien, einschließlich der Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) und deren Führer Abu Mohammed al-Golani, zu verhandeln, könnte ebenfalls auf dem Tisch liegen. Russland könnte den neuen syrischen Machthabern finanzielle Unterstützung, militärische Beratung sowie Material anbieten, um die angeknackste Beziehung zu reparieren.
Ein bevorstehender Verhandlungsprozess könnte sich als entscheidend für die zukünftige russische Militärpräsenz in Syrien erweisen. Die Schwierigkeiten, den nach Syrien geflüchteten al-Assad auszuliefern, hätten weitreichende Konsequenzen und könnten als negatives Signal an andere Verbündete gewertet werden. Die kommende Zeit wird zeigen, ob Russland in der Lage ist, seine strategischen Interessen in einer sich rasant verändernden politischen Landschaft zu sichern und zugleich den Wiederaufbau Syriens zu unterstützen.