US-Präsident Donald Trump plant, die amerikanischen Truppen in Syrien abzuziehen, was sowohl bei den Kurden als auch bei Israel Besorgnis auslöst. Die Gedanken an einen ähnlichen Rückzug aus Afghanistan drängen sich auf. Die kurdischen Kräfte, darunter die Volksverteidigungseinheiten (YPG) und die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die jahrelang gegen die Regierung von Bashar al-Assad gekämpft haben, fühlen sich durch diese Ankündigung bedroht. Diese Einheiten wurden vom Westen unterstützt und hatten gehofft, nach ihrem Erfolg im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) einen eigenen Staat zu gründen.

Nach dem Sieg über den IS zeigen sich jedoch die Kurden, als ob sie von den USA im Stich gelassen wurden. Der Rückzug könnte zu einer Offensive islamistischer Milizen und der von der Türkei unterstützten Freien Syrischen Armee (FSA) auf die kurdischen Gebiete im Nordosten Syriens führen. Auch die Konflikte entlang des Euphrats nehmen zu, was die Situation weiter eskaliert. Trump verfolgt eine Außenpolitik, die eine Reduzierung der amerikanischen Beteiligung an Konflikten vorsieht, was gerade für die Kurden fatale Folgen haben könnte, da sie ohne US-Unterstützung ihre Gebiete nicht halten können.

Ängste vor regionaler Instabilität

Die Bedenken sind grundlegend: Ein Rückzug der US-Truppen würde das Kräfteverhältnis im syrischen Konflikt entscheidend verändern. Die Kurden, die etwa ein Drittel des syrischen Territoriums kontrollieren, darunter Städte wie Rakka und Manbidsch, dürften es sehr schwer haben, diese Gebiete zu halten, wenn die amerikanische Militärhilfe wegfällt. Das syrische Regime unter Assad, unterstützt von Russland und Iran, könnte schneller die Kontrolle über die kurdischen Gebiete zurückgewinnen.

Zusätzlich wurde der neue syrische Machthaber Ahmed al-Scharaa von den Kurden kaum freundschaftlich empfangen, da er angekündigt hat, keine nicht-staatlichen Milizen, einschließlich der Kurden, zu tolerieren. Sollte ein Rückzug tatsächlich stattfinden, könnten die Kurden gezwungen sein, ihre Waffen niederzulegen und sich in die syrische Armee zu integrieren. Diese mögliche Entwicklung würde die kurdische Autonomie und Identität erheblich gefährden.

Folgen für den IS und geopolitische Machtverhältnisse

Allein auch die Rückkehr des IS ist ein alarmierendes Thema. Trotz des militärischen Drucks bleibt der IS durch Schläferzellen in den befreiten Gebieten aktiv. Ein Abzug würde es den islamistischen Gruppen erleichtern, erneut an Einfluss zu gewinnen. Die Situation wird komplizierter, da die Türkei militärische Operationen gegen die Kurden in Nordsyrien plant und die US-Unterstützung für die YPG als Bedrohung ansieht. Ein US-Abzug würde der Türkei freie Hand lassen, ihre militärischen Ambitionen durchzusetzen.

Diese Entwicklungen könnten auch Auswirkungen auf andere Länder haben. Eine Stärkung des Einflusses von Russland und Iran in der Region könnte langfristig neue Flüchtlingswellen und Eskalationen regionaler Konflikte zur Folge haben. Experten warnen davor, dass das Machtvakuum, das durch den Rückzug der US-Truppen entsteht, von benachbarten Ländern genutzt werden könnte, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Gleichzeitig wird eine Untergrabung der politischen Legitimität der kurdisch geführten autonomen Verwaltung befürchtet.

Die Kurden versuchen, ihre Existenzberechtigung in den Augen der USA zu betonen und auf die militärischen Erfolge ihrer Einheiten im Kampf gegen den IS hinzuweisen. Sie nutzen diplomatische Kanäle und Medien, um die internationale Unterstützung für ihre Sache zu mobilisieren. Die nächsten Monate werden entscheidend darüber entscheiden, ob die Kurden ihren Platz in der geopolitischen Landschaft Syriens halten können oder ob sie zum Spielball größerer Mächte werden. Die Sicherheit in der Region könnte dadurch erheblich gefährdet werden.