In Nordrhein-Westfalen (NRW) sind derzeit umfangreiche Bauarbeiten im Gange, die bei archäologischen Ausgrabungen bemerkenswerte Funde zutage gefördert haben. In Paderborn, einer Stadt in Ostwestfalen, haben Archäologen mittelalterliche Urnengräber entdeckt und dabei eine frühmittelalterliche Siedlung freigelegt. Diese Entdeckungen bieten nicht nur wertvolle Einblicke in die Geschichte der Region, sondern werfen auch neue Fragen zur Besiedelung des Gebietes auf. Laut derwesten.de wurden auf einer Fläche von über zwei Hektar mehr als 300 Funde gemacht, darunter Wasserleitungen, eine Wasserschöpfstelle und ein komplett erhaltenes Grubenhaus.

Besonders hervorzuheben ist der Fund eines aufwendig verzierten Schwertgurtbeschlags aus Buntmetall, der laut Stadtarchäologin Sveva Gai auf einen sozial hochstehenden Besitzer hinweist. Trotz dieser beeindruckenden Funde bleiben viele Fragen zur Herkunft des Objekts und zu den genauen Umständen des Fundes ungeklärt. Archäologen haben zudem in derselben Region, wo vor nahezu 100 Jahren ein Urnengrab-Feld aus der Bronzezeit entdeckt wurde, nun auch Spuren einer vorkarolingischen Siedlung gefunden, die auf das 7. und 8. Jahrhundert datiert werden.

Wissenschaftliche Untersuchung der Ausgrabungen

Die Ausgrabungen werden unter der engen Betreuung durch Robert Süße, einem wissenschaftlichen Volontär bei der Stadtarchäologie Paderborn, geleitet. Diese archäologischen Untersuchungen umfassen eine Fläche von etwa 1.000 Quadratmetern und werden von einer archäologischen Fachfirma durchgeführt. Die Funde, zu denen auch Gräben und Pfosten- sowie Abfallgruben gehören, deuten auf eine vorkarolingische Siedlung hin. Einige dieser Gruben könnten als Speicherbauten zur Nahrungsmittelaufbewahrung genutzt worden sein, während andere Reste einer möglichen Umzäunung des Hofes darstellen könnten, wie archaeologie-online.de berichtet.

Zusätzlich fanden die Archäologen erste Metallobjekte, darunter einen eisernen Reitsporn, der möglicherweise aus dem westlichen Teil des Landes oder dem Rheinland stammt. Dieser Fund deutet auf einen wohlhabenden Besitzer hin, der zur gesellschaftlichen Elite der damaligen Zeit gehörte. Martin Wolf, Vorstandssprecher des St. Johannisstifts, äußerte seine Freude über die Verbindung zu Paderborns Geschichte und das Engagement in der archäologischen Denkmalpflege.

Fortlaufende Untersuchungen und Erwartungen

Die Ausgrabungen dauern weiterhin an, und die Archäologen hegen große Hoffnungen, weitere Erkenntnisse zur Bebauungsstruktur aus dieser Zeit zu gewinnen. Angesichts der Vielzahl an Funden und der wechselhaften Geschichte der Region ist jeder neue Fund von erheblichem Wert für die Wissenschaft. Die aktuelle Situation in Paderborn zeigt eindrucksvoll, wie moderne Bauarbeiten zur Entdeckung und zum Verständnis unserer historischen Wurzeln beitragen können. Die Stadtarchäologie verfolgt die Aussetzungen mit einem großen Maß an Interesse, während die Umstände der vorkarolingischen Besiedlung weiter erforscht werden.