Am 27. Januar 2025 wurde die Bundestagsabgeordnete der Linken, Gökay Akbulut, während einer Zugfahrt von Heidelberg nach Stuttgart Opfer eines schweren Übergriffs. Laut ihrer Schilderung wurde sie rassistisch beleidigt, sexuell belästigt und mit einer Bierflasche am Kopf attackiert. Der Vorfall ereignete sich am Samstagabend, als der Zug von zahlreichen männlichen Fußballfans bevölkert war, die an diesem Tag ein Auswärtsspiel des VfB Stuttgart besuchten. Akbulut befand sich auf dem Rückweg von einer Veranstaltung in Heidelberg und hatte bereits zuvor von mehrfacher sexueller Belästigung in dem voll besetzten Zug berichtet.
Akbulut, die seit 2017 für den Wahlkreis Mannheim im Bundestag sitzt, erzählte, dass ein Mann eine Bierflasche nach ihr warf, nachdem sie Aufnahmen der angreifenden Männer machte, die offenbar AfD-Parolen skandierten. Nach dem Vorfall rief Akbulut um Hilfe, als der Zug in Stuttgart einfuhr. Ihre Verletzungen wurden im Krankenhaus als nicht schwerwiegend eingestuft, sie erstattete jedoch Anzeige und postete Fotos ihrer Verletzungen und des Angreifers auf Instagram. In einem Appell forderte sie ein starkes Zeichen gegen Rassismus und Rechtsextremismus.
Zeugenberichte und Ermittlungen
Neben Akbuluts Aussagen gibt es widersprüchliche Berichte zu den Ereignissen. Laut einem Artikel der „Stuttgarter Zeitung“ sollen Augenzeugen gesehen haben, wie Akbulut eine Flasche in Richtung einer Gruppe Fußballfans warf, was den anschließenden Angriff auslöste. Die Staatsanwaltschaft hat bereits Ermittlungen aufgenommen und bestätigt einen Streit zwischen Akbulut und der Gruppe von Fußballfans. Weitere Details wurden bislang nicht veröffentlicht, und Akbulut hat sich auf die laufenden Ermittlungen berufen und keine konkreten Fragen zu ihrem eigenen Verhalten beantwortet.
Politikerinnen und Politiker sämtlicher Parteien haben ihre Solidarität mit Akbulut bekundet. Luigi Pantisano, ein Linken-Stadtrat in Stuttgart, versprach, den Vorfall zur Sprache zu bringen, während Sahra Mirow, die Landessprecherin der Linken in Baden-Württemberg, Klarheit und Konsequenzen forderte. Isabel Cadematori, eine SPD-Bundestagsabgeordnete, stellte fest, dass die Gewalt gegen Menschen mit Migrationshintergrund zunehmen würde, und Alexander Wehrle, Vorstandsmitglied des VfB Stuttgart, distanzierte sich deutlich von den Vorfällen und verurteilte den Übergriff.
Rassismus in Deutschland
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf das Thema Rassismus in Deutschland, das laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von 90 Prozent der Befragten als ein ernstes Problem anerkannt wird. Die Studie, die im Rahmen des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors erstellt wurde, zeigt, dass 22 Prozent der Bevölkerung selbst von Rassismus betroffen waren. Die Bundesregierung hat darauf reagiert und kündigte an, die Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus zu verstärken. Bundesfamilienministerin Lisa Paus betonte die Bedeutung eines engagierten Vorgehens und plant Maßnahmen zur Unterstützung betroffener Gruppen.
Akbulut hat den Vorfall als einen Anstoß für eine notwendige gesellschaftliche Diskussion betrachtet. In ihren sozialen Medien appellierte sie an politische Entscheidungsträger und Sportvereine, deutliche Maßnahmen gegen rechtsextreme Fans zu ergreifen. Dieser Vorfall erfordert nicht nur eine eingehende Aufklärung, sondern auch einen klaren gesellschaftlichen Konsens gegen jegliche Form von Rassismus und Gewalt.