Am 28. Januar 2025 reist eine hochrangige russische Delegation erstmals seit dem Sturz von Baschar al-Assad nach Syrien. Der Besuch in der syrischen Hauptstadt Damaskus wird von Michail Bogdanow, dem stellvertretenden russischen Außenminister, und Alexander Lawrentjew, dem Syrien-Beauftragten des russischen Präsidenten, geleitet. Ziel des Treffens ist die Stärkung der historischen Beziehungen zwischen Russland und Syrien sowie die Diskussion gemeinsamer strategischer Interessen.
In Gesprächen mit dem neuen syrischen Machthaber, Ahmed al-Scharaa, und Außenminister Asaad al-Schaibani betont Moskau die Wichtigkeit einer stabilen Partnerschaft, insbesondere im Hinblick auf Waffenlieferungen und Kooperationsmöglichkeiten im Energiesektor. Russland möchte seinen Einfluss in der Region aufrechterhalten, insbesondere vor dem Hintergrund der Präsenz der islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS), die als „Terrororganisation“ eingestuft wird, jedoch einen gemäßigteren Ton angeschlagen hat.
Russlands militärische Präsenz in Syrien
Russland hat in Syrien zwei wichtige Militärstützpunkte: einen Marinestützpunkt in Tartus und eine Luftwaffenbasis in Hmeimim. Diese Stützpunkte sind die einzigen militärischen Außenposten Russlands außerhalb der ehemaligen Sowjetunion und spielen eine zentrale Rolle in Moskaus geopolitischen Strategien im Nahen Osten. Der Marinestützpunkt in Tartus wurde ursprünglich 1971 während der Sowjetzeit gegründet und seit 2015 ausgebaut. Die Luftwaffenbasis in Hmeimim, die ebenfalls 2015 eingerichtet wurde, dient als Hauptquartier für die russischen Luftstreitkräfte in der Region.
Die russische Militärpräsenz wurde durch den Bürgerkrieg in Syrien verstärkt, der 2015 mit dem militärischen Eingreifen Russlands zugunsten Assads begann. Nach dem Sturz floh Assad mit seiner Familie nach Russland. Jetzt, nach der Machtübernahme durch HTS, ist Moskau weiterhin an der Aufrechterhaltung seiner Militärbasen interessiert, besonders da HTS vorerst die Sicherheit dieser Stützpunkte zugesichert hat, jedoch langfristige Zusagen unklar sind. Die Lage an den Stützpunkten ist jedoch unübersichtlich, da aktuell keine russischen Schiffe in Tartus festgemacht haben und die Luftwaffenbasis in Hmeimim zwar erhöhte Transportaktivitäten aufweist, jedoch keine Evakuierungspläne bekannt sind.
Globale Kontexte und geopolitische Spannungen
Internationale Spannungen begleiten die Situation in Syrien. Die Ukraine hat 2022 diplomatische Beziehungen zu Syrien abgebrochen, nachdem das Land die Annexion der Krim anerkannt hatte. Der ukrainische Staat spricht sich gegen den Verbleib Russlands in Syrien aus, um Stabilität im Nahen Osten und Afrika zu fördern. Auch die amerikanische Politik hat die Dynamik in der Region beeinflusst. Unter Donald Trump plante die USA, ihre Rolle in Syrien zu verringern und den Fokus auf eigene Interessen zu legen.
Trump hatte den Konflikt als „nicht unser Kampf“ bezeichnet, was zu Enttäuschung innerhalb der syrischen Opposition führte. Gleichzeitig entstehen Spannungen zwischen den USA und der Türkei aufgrund amerikanischer Unterstützung für kurdische Milizen, was Ankara als Bedrohung seines Einflusses in der Region sieht. Russland hingegen könnte, sollte es seine Stützpunkte verlieren, nach Alternativen suchen, wie beispielsweise Kontakten zu Libyen und dem Sudan, jedoch ohne bisherigen Erfolg.
Insgesamt zeigt der Besuch der russischen Delegation in Syrien die anhaltende Bedeutung des Landes für Moskau, während gleichzeitig die geopolitischen Dynamiken in der Region weiterhin angespannt bleiben.
Für weitere Details zu diesem Thema können Sie die Berichterstattung auf op-online.de, sueddeutsche.de und watson.ch nachlesen.