Am Dienstag kam es zu einem umfassenden Warnstreik bei der Deutschen Post, der zu spürbaren Verzögerungen bei der Abholung und Auslieferung von Briefen und Paketen führte. Post-Sprecher teilte mit, dass die Rückstände in den nächsten Tagen abgebaut werden sollen, aber die genaue Dauer hängt vom Ende der Streikaktivitäten ab. Rund fünf Prozent der täglichen Paket- und Briefsendungen waren bundesweit betroffen. Bis zum Dienstagmittag hatten sich laut Gewerkschaft Verdi etwa 8.000 Beschäftigte in allen Bundesländern an den Protesten beteiligt. Die meisten Streikenden kamen aus Großstädten und größeren Städten.

Der Warnstreik wurde von Verdi organisiert, um Druck im Tarifkonflikt zu erhöhen, der unter anderem durch einen Mangel an Fortschritten in den bisherigen Verhandlungen gekennzeichnet ist. Die Gewerkschaft fordert ein Entgeltplus von sieben Prozent sowie zusätzliche Urlaubstage. Dabei soll es drei zusätzliche Urlaubstage für die Angestellten geben, wobei ein weiterer Urlaubstag speziell für Verdi-Mitglieder gefordert wird. Diese Forderungen spiegeln die steigende Arbeitsbelastung wider, die die Beschäftigten verunsichert, insbesondere vor dem Hintergrund hoher Inflationsraten und steigender Lebenshaltungskosten. Der Arbeitgeber hingegen argumentiert, dass die geforderten Lohnerhöhungen nicht finanzierbar seien, wobei die Deutsche Post auf hohe Kosten im Brief- und Paketgeschäft verweist.

Tarifverhandlungen und Lohnforderungen

Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 12. und 13. Februar angesetzt, bei der die Deutsche Post plant, ein Angebot vorzulegen. Bereits in den letzten Tarifverhandlungen 2023 hatte es einen durchschnittlichen Lohnanstieg von 11,5% gegeben. Allerdings sieht die Post aktuell den Spielraum für Lohnerhöhungen als „sehr gering“ an, da die sinkenden Briefmengen und der hohe Investitionsbedarf das Unternehmen belasten.

Diese Auseinandersetzungen sind Teil eines größeren Trends in der deutschen Wirtschaft. Hohe Inflationsraten, die im Jahr 2022 ihren Höhepunkt erreicht hatten, bleiben ein zentrales Thema in den Tarifverhandlungen. Gewerkschaften fordern teilweise zweistellige Lohnerhöhungen, um die Lebenshaltungskosten zu kompensieren. In unterschiedlichen Branchen sind Arbeitskämpfe aufgrund weit auseinanderliegender Positionen wahrscheinlich. Hierbei appellieren die Arbeitgeber, Einmalzahlungen zu erwägen und warnen vor einer Lohn-Preis-Spirale, die die wirtschaftliche Stabilität gefährden könnte.

Aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen

Die Unsicherheit, die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hervorgerufen wurde, hat ebenfalls negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage in Deutschland, insbesondere hinsichtlich der Energiepreise und der Versorgungssicherheit. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass die Herausforderungen in den Tarifverhandlungen zunehmen.

Branche Lohnforderung Tarifabschluss Laufzeit
Öffentlicher Dienst (Bund/Kommunen) 10,5% Einmalzahlungen (3000 Euro), 5,5% (2024) 24 Monate
Deutsche Post 15,0% Einmalzahlungen (3000 Euro), 340 Euro für alle Gehaltsgruppen (2024) 24 Monate
Zeitarbeit 7,7% (2023) N/A 15 Monate
Textil- und Bekleidungsindustrie 8,0% Einmalzahlungen (1000 Euro 2023) 24 Monate
Deutsche Bahn 12,0% Einmalzahlung (2850 Euro) 25 Monate
Öffentlicher Dienst (Länder) 10,5% Einmalzahlungen (3000 Euro) 25 Monate

Die Auseinandersetzungen bei der Deutschen Post sind also Teil eines größeren Zusammenhangs von Tarifkämpfen, die aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland zunehmend an Brisanz gewinnen. Die kommenden Verhandlungen werden zeigen, ob ein Kompromiss gefunden werden kann oder ob die Arbeitskämpfe intensiver werden.