In Duisburg plant der Kreiswahlleiter Martin Murrack eine besondere Aktion zur Steigerung der Wahlbeteiligung bei der kommenden Bundestagswahl im Jahr 2025. Angesichts der historisch niedrigen Wahlbeteiligung in der Stadt, die nach der Bundestagswahl 2021 bei 68,1 Prozent und der Kommunalwahl 2020 sogar nur bei 39,1 Prozent lag, setzt Murrack auf einen innovativen Anreiz: Freibier für die Wähler. Diese Maßnahme soll insbesondere die Briefwähler anlocken, hat jedoch bereits in der Vergangenheit gemischte Ergebnisse geliefert.

Bereits am 15. Februar können Wahlberechtigte im Stadtzentrum ihre Briefwahlunterlagen beantragen, und das zwischen 10 und 14 Uhr. Die Idee, für die Teilnahme an Wahlen durch alkoholische und alkoholfreie Getränke zu werben, ist nicht neu. Vor der Europawahl gab es ein ähnliches „Wahl-Lokal“ in Beeck, wo jedoch nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt wurde und die Resonanz sehr gering war. Damals erschienen nur wenige Bürger, was die Bedenken über die Effektivität solcher Anreize verstärkte.

Der „Freibier-Effekt“ als Anreiz

Zu den angebotenen Belohnungen gehört ein Getränkegutschein, den die Wähler für den Bierwagen einer Duisburger Brauerei einlösen können. Murrack und der Hauptausschuss Duisburger Karneval hoffen, dass der „Freibier-Effekt“ die Bürger motiviert, ihre Stimme abzugeben, um die Wahlbeteiligung signifikant zu erhöhen. Historisch betrachtet ist Duisburg von niedrigeren Wählerzahlen betroffen, was nicht nur ein lokales, sondern auch ein nationales Phänomen darstellt.

Laut bpb.de hat sich die Anzahl der Nichtwähler seit der Bundestagswahl 1983 mehr als verdoppelt. Auch wenn die Wahlbeteiligung in Deutschland im internationalen Vergleich relativ hoch ist, ist sie im Vergleich zu früheren Zeiten und den Bundesschnitten ernüchternd. Bei der Bundestagswahl 2017 betrug der Nichtwähleranteil bereits 23,8 Prozent. Solche Statistiken werfen Fragen auf über die Gründe für das gestiegene Desinteresse an Wahlen.

Ursachen für niedrige Wahlbeteiligung

Die Gründe für die sinkende Wahlbeteiligung sind vielschichtig. Viele Bürger zeigen eine zunehmende Unzufriedenheit mit dem politischen System und einer Politik, die sie als nicht mehr repräsentativ empfinden. So haben sich Meinungen in der Gesellschaft etabliert, die nicht nur die Legitimität der Parteien, sondern auch die der politischen Institutionen infrage stellen. In der letzten Umfrage gaben 54 Prozent der Befragten an, die tatsächliche Demokratiepraxis positiv zu bewerten, während 83 Prozent Demokratie als die beste Regierungsform ansehen.

Für das Wahlverhalten der Bürger sind neben der klassischen Wahlmüdigkeit auch individuelle Faktoren entscheidend. Zunehmend entscheiden Wähler unabhängig und kurzfristig, was die politischen Parteien vor Herausforderungen stellt. Die Politikwissenschaft diskutiert verschiedene Ansätze zur Steigerung der Wahlbeteiligung, noch bleibt jedoch offen, ob der „Freibier-Effekt“ in Duisburg fruchten wird oder ob er für die Bürger lediglich eine Randnotiz bleibt. Bleibt abzuwarten, wie sich die Strategie bei der Wahl im kommenden Jahr auswirkt und ob sie dazu beiträgt, Menschen zu mobilisieren.