Am 27. Januar 2025 fanden in Fürstenfeldbruck und Gröbenzell Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee statt. Etwa 300 Menschen gedachten der Opfer des Nationalsozialismus. Die Veranstaltungen wurden in Fürstenfeldbruck vom Arbeitskreis Gedenken des Historischen Vereins und dem Landratsamt organisiert, während die Gemeinde Gröbenzell die Veranstaltung dort verantwortete. Jährlich wird an diesem Datum den Millionen von Menschen gedacht, die unter dem NS-Regime gelitten haben.
Die Historikerin Elisabeth Lang appellierte am Todesmarschmahnmal in Bruck für eine menschenfreundliche Gesellschaft. Sie wies auf einen „erinnerungspolitischen Klimawandel“ hin und verwies auf die besorgniserregenden Ergebnisse einer Umfrage, laut der etwa 40 Prozent der 18- bis 29-Jährigen kaum Kenntnisse über die Ermordung von circa sechs Millionen Juden haben. Alarmierend ist zudem, dass zwei Prozent der Befragten den Holocaust leugnen. Lang forderte, Lehren aus der Geschichte zu ziehen und eine lebendige Erinnerungskultur zu fördern.
Der Beitrag der Jugend und kulturelle Einlagen
In den Veranstaltungen verstanden auch Schülerinnen des Gymnasiums die Bedeutung des Gedenkens. Philomena Strähhuber und Julia Eichstetter lasen Passagen aus dem Roman „Die Bücherdiebin“. Ihre Lesungen thematisierten sowohl eine Bücherverbrennung als auch einen Todesmarsch, bei dem Liesl, die Hauptfigur, ihren Freund Max entdeckt. Die Präsenz junger Menschen, die solchen Themen dank ihres Geschichtsunterrichts und durch das Vorlesen von Tagebüchern, wie dem von Etty Hillesum, nachgingen, zeigt das Engagement der neuen Generation.
In einer emotionalen Geste legten die Teilnehmer nach jüdischem Brauch Steine auf den Sockel des Mahnmals. Das Hornquartett des Polizeiorchesters Bayern sorgte für musikalische Untermalung an diesem bedeutenden Tag.
Erinnerungskultur und gesellschaftliche Herausforderungen
Der 27. Januar ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur, die seither auch in Schulen intensiv behandelt wird. Es gibt über 300 Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren in Deutschland, die den Opfern gedenken und die Erinnerung wachhalten. Politologin Saba-Nur Cheema beschreibt Erinnerungskultur als kollektives Wissen über die Vergangenheit, wobei sie auch anmerkt, dass das Gedenken an den Nationalsozialismus von rechtsextremen und rechtspopulistischen Gruppen angefeindet wird. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist essenziell, um einer Wiederholung der Gräueltaten entgegenzuwirken.
Dennoch zeigen aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, dass die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Holocaustverharmlosung eine ständige Herausforderung bleibt. Der Anstieg antisemitischer Übergriffe in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023 macht die Bedeutung einer fortlaufenden kritischen Beschäftigung mit der eigenen Geschichte noch einmal deutlich. Der Gedankenaustausch, auch über die Verantwortung nachfolgender Generationen, ist notwendig und sollte integrativer Bestandteil der Erinnerungskultur sein.