Am 27. Januar 2025 findet in Sachsen eine umfangreiche Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz statt. Im Landtag in Dresden wird der Name Anne Frank besonders hervorgehoben, während die Oper Chemnitz das eindringliche Stück „Das Tagebuch der Anne Frank“ aufführt. Landtagspräsident Alexander Dierks (CDU) bringt in seiner Ansprache die zentrale Verantwortung zum Ausdruck, den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken und betont: „Wir dürfen den Holocaust niemals zu den Geschichtsbüchern legen“.
Am Vorabend des Gedenktages legten Dierks und Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) Kränze an der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein nieder, wo rund 15.000 psychisch kranke und geistig behinderte Menschen ermordet wurden. Ein Gedenkkonzert in der Stadtkirche St. Marien in Pirna, unter dem Titel „Die Musik nach Hause bringen“, wird ebenfalls organisch in die Feierlichkeiten eingebunden. Die Neue Jüdische Kammerphilharmonie spielt Werke jüdischer Komponisten, die von den Nazis verfolgt wurden.
Die dunkle Geschichte der Tötung von Menschen mit Behinderungen
Ein zutiefst grausames Kapitel dieser Geschichte ist das Programm zur Ermordung unheilbar kranker Menschen, das seit dem Sommer 1939 unter dem Befehl Adolf Hitlers durchgeführt wurde. Ärzte erhielten den Auftrag, Assessment-Formulare auszustellen und geeignete Patienten zu identifizieren. Die selektierten Personen wurden dann innerhalb von 24 Stunden in Tötungsanstalten umgebracht. Bis zur Einstellung des Programms im August 1941 fielen diesem mörderischen Vorhaben rund 70.000 Menschen zum Opfer.
Die Tötungen geschahen unter dem Deckmantel des „Gnadentods“, wobei den Familien gefälschte Sterbeurkunden ausgestellt wurden. Der Widerstand gegen diese barbarischen Praktiken war jedoch nicht grenzenlos; einige kirchliche Würdenträger und Bürger protestierten, was schließlich zur Einstellung des Programms führte. Dennoch wurde die Ermordung von Gefangenen und anderen Minderheiten im Geheimen fortgeführt.
Proteste und kritische Stimmen in der Gegenwart
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte bleibt auch in der Gegenwart brennend aktuell. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes äußert scharfe Kritik an der geplanten Rede eines AfD-Mitglieds, welcher als „Verhöhnung der Opfer des NS-Regimes“ angesehen wird. Diese Äußerungen verdeutlichen, wie wichtig es ist, eine kritische Perspektive auf solche Veranstaltungen einzunehmen.
Zusätzlich wurde der Landesverband der AfD im Dezember 2023 vom Landesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Eine Beschwerde der AfD gegen diese Einstufung wurde zurückgewiesen, und das Sächsische Oberverwaltungsgericht hielt diese Klassifizierung für rechtens. Diese Ereignisse verdeutlichen die Notwendigkeit einer aktiven Erinnerungskultur, die sich gegen die Stärkung rechtsextremer Ideologien wendet und gesellschaftliche Moral verteidigt.
Die Reflexion über Verantwortung und Erinnerung ist unerlässlich, um dem Vergessen entgegenzuwirken. Wie der Autor eines Berichts über die Gedenkkultur zusammenfasst, ist es essenziell, Widerspruch gegen extremistische Tendenzen zu leisten und die aktive Verteidigung unserer Erinnerungskultur einzufordern. „Es darf nicht gut sein, die Vergangenheit zu akzeptieren“, schließt er und eröffnet damit den Diskurs über die kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe der Nazizeit.
Für eine vollständige Aufarbeitung der Vergangenheit ist es entscheidend, sowohl die historischen Fakten als auch die gegenwärtigen Herausforderungen zu anerkennen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Ereignisse wie die Ermordung von Millionen Menschen niemals wieder geschehen. Erinnerungskultur ist daher nicht nur eine gesellschaftliche Pflicht, sondern auch ein notwendiger Bestandteil unserer politischen und sozialen Identität.