In Greifswald wurde ein Informationsstand der SPD von einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen mit rohen Eiern attackiert. Laut der Regionalseite nordkurier.de ereignete sich der Vorfall am Donnerstag gegen 15 Uhr im Stadtteil Schönewalde II. Bei dem Vorfall wurde ein Standbesucher leicht verletzt, jedoch blieb der Stand aktiv. Die Polizei ermittelte daraufhin einen 13-Jährigen und einen 18-Jährigen als Haupttatverdächtige der Attacke.

Die Gruppe, die ursprünglich interessiert auf die SPD-Veranstaltung zuging, warf insgesamt sechs bis zehn Eier auf den Stand. Während der Auseinandersetzung soll der 18-Jährige zudem einen Hitlergruß gezeigt und den NS-Slogan „Sieg Heil“ skandiert haben. Die Polizei nahm umgehend Platzverweise gegen die etwa sechsköpfige Gruppe auf, die bereits polizeibekannt ist. Der 13-Jährige wurde seinen Eltern übergeben, während gegen die Jugendlichen Ermittlungen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Beleidigung von Personen des politischen Lebens laufen. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Hintergrund und gesellschaftlicher Kontext

In den letzten Monaten hat sich die Situation in Deutschland verschärft. Antisemitismus, insbesondere in Form von Gewalt, ist zunehmend ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Während ein Vorfall in Greifswald zeigt, wie extremistische Ideologien Generationen übergreifend wirken, spiegelt ein gesonderter Vorfall in Berlin die brisante Lage wider. Nach einem Spiel der B-Jugend von TuS Makkabi Berlin gegen Schwarz-Weiß Neukölln wurden Jugendliche jüdischer Herkunft von einer Gruppe mit Messern und Stöcken bedroht und verfolgt. Auch hier ermittelt der Staatsschutz, nachdem während des Spiels antisemitische Beleidigungen gegen die jüdischen Spieler ausgesprochen wurden.

Besonders besorgniserregend ist der Anstieg antisemitischer Gewalt seit dem Beginn des Gaza-Konflikts im Oktober 2023 und während der Coronapandemie. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat jüngst ein aktualisiertes Lagebild publiziert, das diese Entwicklungen dokumentiert. Es zeigen sich verstärkte antisemitische Äußerungen und Taten, sowohl im digitalen Raum als auch auf der Straße.

Anstieg antisemitischer Straftaten

Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser berichtet von einem drastischen Anstieg antisemitischer Straftaten seit dem 7. Oktober 2023, wobei sich die Gesamtzahl antisemitischer Straftaten im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt hat. Antisemitische Aggressionen sind nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern auch komplex in ihrer Ausprägung, vom Rechtsextremismus bis hin zu islamistisch geprägt. Extremisten nutzen den Konflikt, um ihre Ideologien zu propagieren und Anhänger zu mobilisieren. Dies verdeutlicht, wie eng Gewalt und ideologisches Gedankengut miteinander verknüpft sind.

Die Verbreitung von Antisemitismus in sozialen Medien macht die Aufklärung und Bekämpfung dieser Tendenzen zusätzlich kompliziert. Experten befürchten, dass die sozialen Medien als Katalysatoren für antisemitische Gewalt agieren und somit eine ernsthafte Bedrohung für die gesellschaftliche Sicherheit darstellen.

Die Vorfälle in Greifswald und Berlin lassen sich somit in einen größeren Kontext von wachsendem Antisemitismus und der Gefährdung des gesellschaftlichen Friedens stellen. Politische Vertreter aus verschiedenen Lagern zeigen sich besorgt und fordern stärkeres Eingreifen gegen Antisemitismus.