Die Stadt Torgau sieht sich gegenwärtig mit einem alarmierenden Anstieg des Leerstands in der Innenstadt konfrontiert. Die Schließung der Gröditzer Bäckerei Raddatz zum 31. Dezember 2024, die auf Unwirtschaftlichkeit beruhte, hat zusätzlich Sorgen in der geschäftlichen Gemeinschaft ausgelöst. Sächsische berichtet, dass trotz verschiedener Anfragen bislang kein neuer Mietvertrag zustande kam. Klaus-Peter Wöhlermann, der Inhaber der Immobilie an der Ecke Bäckerstraße/Rosa-Luxemburg-Platz, zeigt sich enttäuscht über dieses Ergebnis. Derzeit gibt es nur einen Friseursalon als Mieter in dem Wohn- und Geschäftshaus, während die Suche nach potentiellen Nachmietern schwierig bleibt.

Die Situation wird von Sabrina Bader, Geschäftsführerin der WP Trust Projektentwicklungsgesellschaft, als besorgniserregend eingestuft. Obwohl Gespräche mit der Innenstadtmanagerin Stefanie Stramm über Vermietungs- und Nutzungsmöglichkeiten laufen, bleiben konkrete Erfolge bis dato aus. Eine vorherige Mietpreisanpassung, bei der die Miete halbiert wurde, offenbarte nicht den gewünschten Effekt, und ein Interessent musste aufgrund von denkmalschutzrechtlichen Einschränkungen abspringen. Um den Leerstand zu bekämpfen, sind zahlungskräftige Interessenten und ein Quäntchen Glück erforderlich.

Initiativen zur Belebung der Innenstadt

<pUm dem drohenden Verfall der Innenstadt entgegenzuwirken, wurde kürzlich in Torgau ein neues Kontaktbüro namens „Stadtliebe Torgau“ eröffnet. Initiatorin Stefanie Stramm, die seit November 2021 als Innenstadtmanagerin tätig ist, plant, das Büro als Anlaufpunkt für Händler, Geschäftsinhaber sowie Bürger zu nutzen. Sie möchte bestehende Formate weiterentwickeln und neue Ideen einbringen, um die Lebensqualität in Torgau zu stärken. Torgauer Zeitung berichtet, dass zur Eröffnung des Büros viele Gratulanten anwesend waren und großes Interesse herrschte.

Zu den geplanten Aktionen gehören unter anderem ein Inklusionstag, eine Osteraktion für Familien und eine Modenschau auf dem Abendmarkt. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Innenstadt lebendiger und attraktiver zu gestalten sowie die Bürger aktiv in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Die Finanzierung erfolgt über den Haushalt der Stadt, wobei die Entscheidung über das Budget für 2024 noch bevorsteht.

Leerstände als gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Die Herausforderungen rund um die Leerstände in Torgau spiegeln ein viel größeres, landesweites Problem wider. Stadtmarketing legt dar, dass die Leerstandsquote in vielen Städten aufgrund von Strukturwandel, E-Commerce-Boom und den Folgen der COVID-19-Pandemie ansteigt. Innovative Lösungen sind nötiger denn je, um der Entwicklung entgegenzuwirken. Beispiele aus anderen Regionen zeigen, dass eine Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Sektoren sowie die Förderung von Konzepten wie Pop-up-Stores und Co-Working-Spaces helfen können, die Innenstädte zu revitalisieren.

Die Stadt Torgau steht damit vor der Herausforderung, geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um den Leerstand in der Innenstadt aktiv zu bekämpfen und eine nachhaltige Stadtentwicklung voranzutreiben. Der Seil zwischen Erhalt der historischen Strukturen und der Schaffung neuer Nutzungsmöglichkeiten könnte dabei der Schlüssel zu einer lebendigeren Innenstadt sein.