Das Luchsweibchen Nova, das im März 2024 im Westerzgebirge in Sachsen ausgewildert wurde, hat eine beeindruckende Wanderung von etwa 150 Kilometern nach Thüringen unternommen. Diese Abwanderung begann am 27. Dezember 2024, wie das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Dresden mitteilte. Experten hatten nicht mit dieser weiten Reise gerechnet, da Luchsweibchen in der Regel ortstreuer sind. Die Abwanderung ist bedauerlich für das sächsische Auswilderungsprojekt, gaben die Verantwortlichen zu. Dennoch besteht die Hoffnung, dass Nova dort auf einen geschlechtsreifen Luchs trifft und im kommenden Frühjahr Nachwuchs zur Welt bringt.

Im Rahmen des Projekts „RELynx Sachsen“ wurden die ersten beiden Luchse, Nova und ein Männchen namens Juno, am 18. März 2024 im westlichen Erzgebirge ausgewildert. Das Projekt hat das Ziel, eine mitteleuropäische Luchspopulation zu etablieren und plant, bis 2027 insgesamt rund 20 Luchse auszuwildern. Sachsens Umweltminister Wolfram Günther betonte, dass die Rückkehr des Luchses nach rund 300 Jahren Ausrottung in Sachsen von großer Bedeutung sei. Das langfristige Ziel ist es, eine Verbindung zwischen bestehenden Populationen im Harz, Thüringen und Osteuropa zu schaffen.

Herausforderungen der Wiederansiedlung

Trotz der Erfolge der Auswilderung stehen Luchse in Deutschland vor erheblichen Herausforderungen. Eine Studie des Senckenberg-Instituts und des Loewe-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik hat gezeigt, dass die genetische Vielfalt der Luchse dramatisch abgenommen hat. Diese reduzierte genetische Diversität kann zur Inzucht führen, die den Fortbestand der Luchspopulationen in Deutschland gefährdet. In vielen Gebieten, wo die Wiederansiedlung begonnen hat, wurde anfänglich nur eine kleine Anzahl von Tieren ausgesetzt, was das Problem verschärft.

Die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und Siedlungen behindert den Kontakt zwischen Männchen und Weibchen aus unterschiedlichen Gruppen, was für die Wahrung der genetischen Vielfalt entscheidend ist. Dennoch gibt es Hoffnung: Luchse im Harz beginnen sich über die fragmentierte Kulturlandschaft auszubreiten. Um eine gut vernetzte Population zu schaffen, könnten weitere Tiere ausgewildert werden, um „Trittsteine“ zwischen bestehenden Beständen zu bilden.

Der Weg in die Zukunft

Um den Fortbestand des Luchses langfristig zu sichern, müssen europäische Lösungen gefunden werden, insbesondere angesichts der großen Reviere, die Luchse besetzen und die nationale Grenzen überschreiten. Initiativen, wie der Ausbau grüner Brücken, könnten eine wichtige Rolle dabei spielen, zerschnittene Wälder wieder miteinander zu verbinden und den genetischen Austausch zwischen den Luchspopulationen zu fördern.

Umfassende Maßnahmen wie diese sind entscheidend, um die bedrohten Luchspopulationen in Deutschland zu schützen und das Ziel einer gesunden, genetisch vielfältigen Luchspopulation zu erreichen. Das Engagement von Umweltminister Wolfram Günther und die Unterstützung der Schweizer Partner bei der Bereitstellung der Tiere sind wichtige Schritte in diese Richtung. Eine nachhaltige Zukunft für den Eurasischen Luchs in Deutschland bleibt das übergeordnete Ziel aller Wiederansiedlungsprojekte.

Mehr Informationen über Nova und ihre Abwanderung nach Thüringen finden Sie in den Berichten von Merkur, aktuelle Entwicklungen über die Auswilderungsprojekte sind in Sachsen.de nachzulesen und detaillierte Studien zur genetischen Diversität der Luchse in Europa bietet National Geographic.