In Mittelbaden ist das Grundwasser großflächig mit PFAS (per- und polyfluorierte chemische Verbindungen) und PFC (perfluorierte Chemikalien) kontaminiert. Die verunreinigte Fläche erstreckt sich über etwa 127 Quadratkilometer, was mehr als anderthalb Mal der Größe des bayerischen Chiemsees entspricht. Diese alarmierenden Ergebnisse stammen aus einer Analyse des Technologiezentrums Wasser (TZW) in Karlsruhe, die zeigt, dass die Problematik in den letzten fünf Jahren erheblich zugenommen hat, da die Fläche der Kontamination zuvor auf weniger als die Hälfte geschätzt wurde. Zudem wies Thomas Gudera von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) darauf hin, dass im oberen Tiefenbereich des Grundwassers wenig Veränderungen zu verzeichnen sind, während die Verunreinigung insbesondere in mittleren und unteren Tiefenbereichen weiter zunimmt.

Die Reinigung des belasteten Grundwassers stellt sich als kompliziert und kostspielig heraus. Die jährlichen Kosten für die Entfernung von PFAS aus dem Trinkwasser machen bereits etwa ein Viertel der Trinkwasserpreise aus, mit der Möglichkeit, dass diese Kosten durch zusätzliche Filteranlagen weiter steigen. Ab Januar 2026 soll es striktere Grenzwerte für bestimmte Industriechemikalien geben, was die Ausweitung der belasteten Flächen weiter zur Folge haben könnte. Für Verbraucher sind Informationen über die PFAS-Belastung und deren Auswirkungen über die PFAS-Beratungsstelle des Rastatter Landratsamts erhältlich.

Umweltkatastrophe und Verantwortung

Ein Kompostunternehmer aus Baden-Baden wurde bereits zur Zahlung von Schadenersatz verurteilt, da die Verunreinigung auf Klärschlämme aus der Papierindustrie zurückzuführen ist. Trotz dieser rechtlichen Schritte konnte bislang kein konkreter Verursacher für die Umweltkatastrophe in Mittelbaden ermittelt werden. Auch landwirtschaftliche Betriebe und private Gartenbesitzer werden gewarnt: Vor der Nutzung von Brunnenwasser sollten sie Kontakt zu den zuständigen Umweltbehörden aufnehmen.

PFAS sind in einer Vielzahl von Produkten weit verbreitet, beispielsweise in Sportkleidung, wasserabweisenden Papieren und auch in Feuerlöschmitteln. Die chemischen Verbindungen sind extrem langlebig und werden daher als „Forever Chemicals“ bezeichnet. Laut Die Presse wurden bei europaweiten Tests in den meisten Wasserproben PFAS nachgewiesen. Diese Belastungen zeigen sich selbst in Trink- und Mineralwasser, wobei Ergebnisse eine durchschnittliche TFA-Konzentration (Trifluoracetat) von 740 ng/l im Trinkwasser belegen.

Regulatorische Maßnahmen und gesundheitliche Risiken

Auf internationaler Ebene ist die Verwendung von PFOS und PFOA durch das Stockholmer Übereinkommen seit 2009 stark eingeschränkt. Weitere PFAS-Substanzen wurden jüngst in die EU-Verordnungen aufgenommen. Beispielsweise wurde die EU-Kommission im Mai 2023 aktiv, um langkettige PFCAs für die globale Eliminierung vergangener Anwendungen vorzuschlagen. Eine überarbeitete Trinkwasserrichtlinie, die am 12. Januar 2021 in Kraft trat, legte Grenzwerte von 0,5 µg/l für alle PFAS fest. Diese neue Regulierung soll dazu beitragen, die Belastung der Umwelt und der menschlichen Gesundheit zu minimieren.

Eine aktuelle Diskussion über die gesundheitlichen Risiken von PFAS ist ebenfalls im Gange. PFAS-Verbindungen sind nicht nur umweltschädlich, sondern auch potenziell krebserregend und können den Hormonhaushalt stören. Verantwortliche Gremien in Deutschland arbeiten darauf hin, TFA als gefährlichen Stoff zu klassifizieren, da Studien gezeigt haben, dass es sich im menschlichen Körper anreichern kann. Dies ist besonders besorgniserregend, da dort bereits Verbindungen zwischen PFAS und schweren Geburtsfehlern festgestellt wurden.

Mit der fortschreitenden Ausweitung der PFAS-Belastungen und den sich verschärfenden Regulierungen wird es immer wichtiger, das Bewusstsein für die Gefahren dieser chemischen Verbindungen zu schärfen und präventive Maßnahmen zu ergreifen.