Der Karlsruher Zoo hat mit großer Freude die Geburt eines Eisbär-Babys bekannt gegeben. Erste Bilder des Neugeborenen zeigen die besondere Bedeutung dieses Ereignisses für den Zoo. Eisbären gelten als die zweitgrößten Landbeutegreifer der Welt und ihre Haltung in Zoos ist seit jeher umstritten. Die Diskussion über die Artgerechtigkeit der Eisbärenhaltung spitzt sich immer mehr zu, besonders angesichts der aktuellen Entwicklungen im Karlsruher Zoo, der stolz darauf ist, die einzigen Eisbären in Baden-Württemberg zu halten, nachdem die Wilhelma in Stuttgart seit 2018 keine Eisbären mehr beherbergt.

Die Tierschutzorganisation Peta kritisiert jedoch die Bedingungen, unter denen Eisbären gehalten werden. Sie beschreibt die Haltung als „artwidrig“ und warnt vor den Verhaltensauffälligkeiten, die bei Eisbären in Zoos beobachtet werden. Peta zufolge leiden in deutschen Zoos zwischen 55 und 77 Prozent der Eisbären an Verhaltensstörungen, bedingt durch Bewegungsmangel und Enge. Das durchschnittliche Gehege eines Eisbären in einem Zoo ist nur etwa ein Millionstel seines natürlichen Reviers, was nicht den Bedürfnissen dieser großen Tiere entspricht.

Halten Zoos Eisbären artgerecht?

In den letzten Jahren hat der Deutsche Tierschutzbund darauf hingewiesen, dass nur jedes dritte Eisbärenjungtier in deutschen Zoos überlebt. Seit 2005 wurden 32 Jungtiere geboren, von denen lediglich 14 überlebten. Dies steht im Kontrast zu den besseren Überlebenschancen im Freiland, wo jedoch auch viele Herausforderungen für die Eisbärmütter bestehen. In der freien Wildbahn kommen etwa ein Drittel der Muttertiere ohne Nachwuchs zurück, nachdem sie sich gebärfähig zurückgezogen haben.

Die Sterblichkeitsrate unter Eisbärenbabys in Zoos ist besorgniserregend hoch. Die Jungtiersterblichkeit übersteigt 60 Prozent, was Peta und viele Tierschützer beunruhigt. Außerdem ist es bekannt, dass Eisbären in Zoos oft nicht die Möglichkeit zur Wiederauswilderung haben, da sie durch gezielte Nachzucht in einer kontrollierten Umgebung großgezogen werden. Dies führt dazu, dass viele Tiere an ihren Gehegen leiden und Symptome wie Im-Kreis-Laufen oder Kopfwippen entwickeln.

Arten- und Klimaschutz im Fokus

Der Karlsruher Zoo sieht seine Eisbärenhaltung auch als Beitrag zur Erhaltung der Art und plant keinen Ausstieg aus der Haltung. Der Zoo beteiligt sich aktiv am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Eisbären, das eine Zuchtempfehlung für den genetisch wertvollsten Eisbären im Zoo umfasst. Durch die mediale Aufmerksamkeit um das Eisbär-Baby möchte der Zoo auch auf wichtige Themen wie den Arten- und Klimaschutz hinweisen.

Es ist jedoch unklar, ob diese Maßnahmen ausreichend sind, um die Eisbärenhaltung in Zoos zu legitimieren. Laut Peta ist die Eisbärenhaltung in deutschen Zoos unzureichend reguliert und kann den Tieren nicht die Lebensbedingungen bieten, die sie benötigen. Die steigenden Temperaturen in Deutschland tragen zusätzlich zur Problematik bei, da die Tiere in den heißen Sommermonaten oft in klimatisierten Gehegen untergebracht werden müssen, was wiederum erhebliche Energie erfordert.

Angesichts dieser Herausforderungen wird die Future der Eisbärenhaltung in Zoos weiterhin kritisch diskutiert. Die Haltung von Eisbären in Zoos bleibt ein kontroverses Thema, bei dem sich viele Experten fragen, ob die Vorteile der Zuchtprogramme die Nachteile der Gefangenschaft aufwiegen. Der Karlsruher Zoo und andere Einrichtungen stehen dabei unter dem ständigen Druck, ihre Praktiken zu hinterfragen und zu verbessern. SWR berichtet über die aktuellen Entwicklungen in dieser Debatte, während Peta und FAZ umfassende Argumente der Kritiker zusammenstellen, die die Notwendigkeit einer gründlichen Neubewertung der Eisbärenhaltung in Zoos unterstreichen.