Antje Glasow-Wege, die Leiterin des Instituts für Unternehmensnachfolge MV (IfUNE MV) in Benitz bei Rostock, hat sich ganz der Unterstützung von Handwerksbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern verschrieben, die aufgrund des bevorstehenden Ruhestands ihrer Führungskräfte einen Nachfolger suchen. Viele Unternehmer stehen vor der Herausforderung, den Übergang ihres Betriebs rechtzeitig und erfolgreich zu gestalten. Glasow-Wege betont, dass eine späte Nachfolgesuche sowie unrealistische Erwartungen die Chancen auf einen geeigneten Nachfolger erheblich verringern können. Ihre umfangreiche Erfahrung im Bereich der Unternehmensnachfolge und ihre frühere Tätigkeit bei der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern ermöglichen es ihr, fachkundigen Rat zu geben und die emotionalen Hürden bei der Übergabe zu verstehen.

In Mecklenburg-Vorpommern sind fast 48.000 Unternehmen, die mindestens 55 Jahre alt sind, auf der Suche nach adäquaten Nachfolgern. Glasow-Wege merkt deutlich an, dass viele dieser Betriebe zu spät mit der Nachfolgesuche beginnen. Dies führt oft zu Zeitdruck und schlechten Entscheidungen, die sich negativ auf die Zukunft des Unternehmens auswirken können. Ein mangelndes Bewusstsein für die Notwendigkeit, den Betrieb frühzeitig auf eine Übergabe vorzubereiten, einschließlich der Digitalisierung, kann ebenfalls zu Problemen führen. Darüber hinaus warnt sie davor, dass unrealistische Preisvorstellungen bei der Übergabe den Prozess erschweren könnten.

Herausforderung der Nachfolgersuche

Ein zentrales Problem bei der Unternehmensübergabe stellt die Suche nach geeigneten Nachfolgern dar. Über 79 Prozent der Betriebe geben an, dass dies ihre größte Hürde ist. Laut Angaben von Handwerk.com unterstützen Handwerkskammern die Betriebe mit kostenlosen Nachfolgebörsen. Auf der größten Unternehmensnachfolgebörse Deutschlands, nexxt-change.org, können Unternehmer und Existenzgründer gratis Inserate aufgeben oder nach Angeboten suchen. Die Handwerkskammern spielen hierbei eine koordinierende Rolle und stehen den Unternehmen beratend zur Seite.

Glasow-Wege weist auch darauf hin, dass oft eine fehlende Offenheit gegenüber Mitarbeitern und ehemaligen Betriebsinhabern zu einem Vertrauensverlust führen kann. Für eine erfolgreiche Nachfolge ist die Kommunikation aller Beteiligten entscheidend. Zudem empfiehlt sie, talentierte Mitarbeiter und Familienmitglieder in die Nachfolgesuche einzubeziehen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Auch wird geraten, einen Notfallplan für den Betrieb zu erstellen, um im Ernstfall gut vorbereitet zu sein.

Finanzielle Unterstützung und Beratungsangebote

Die finanzielle Situation vieler Handwerksbetriebe, insbesondere nach den Herausforderungen durch die Pandemie und andere Krisen, bleibt ein Thema. Ab dem 1. November 2024 wird die KfW zinsgünstige Darlehen für Nachfolger und Gründer anbieten, ohne dass Sicherheiten erforderlich sind. Dies stellt eine wertvolle Unterstützung für die Betriebe dar, die sich auf eine Übergabe vorbereiten. Zudem gibt es finanzielle Hilfen für Beratungstätigkeiten, die jedoch vielen Unternehmern nicht bekannt sind.

Für das Gelingen einer Unternehmensnachfolge ist es weiterhin wichtig, das eigene Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. Miriam Jäger, die im April 2023 die Jäger GmbH von ihren Eltern übernahm, zeigt, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit der Nachfolge auseinanderzusetzen. Ihr Betrieb, der sein 100-jähriges Jubiläum feierte, ist aufgrund der hohen Nachfrage nach Wärmepumpen bis Ende des Jahres 2023 ausgelastet. Jäger absolvierte eine Ausbildung zur Anlagenmechanikerin SHK und hat den Meistertitel erworben, um ihre Fähigkeit zur Führung des Unternehmens zu untermauern.

Die Nachfolgeregelung innerhalb der Familie ist für über 53 Prozent der Betriebe in Deutschland der bevorzugte Weg. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Herausforderungen der Nachfolgesuche in den kommenden Jahren angesichts der demografischen Veränderungen und der immer höheren Anforderungen an die Unternehmen entwickeln werden.