Die Situation in hessischen Schulen ist alarmierend: Fünf Monate nach dem letzten Stichtag zur Besetzung von Schulleitungen sind noch immer zahlreiche Posten unbesetzt. Zum 31. Oktober 2024 waren rund 230 Stellen für Schulleiterinnen und Schulleiter sowie deren Stellvertretungen in Hessen vakant. Besonders betroffen sind die Grundschulen, von denen etwa 124 im vergangenen Jahr ohne leitende Personen dastanden. Zudem herrscht ein Mangel an Führungskräften in etwa zwei Dutzend Förderschulen. Zu Beginn des Schuljahres 2024/2025 gab es weiterhin 150 unbesetzte Leitungsstellen, was die Herausforderungen für das Bildungssystem weiter verschärft. Dies berichtet op-online.

Bildungsminister Armin Schwarz (CDU) hat versichert, dass eine nahtlose Nachbesetzung angestrebt wird. Dennoch gibt er zu, dass Ruhestandsversetzungen oft unvorhersehbar und kurzfristig stattfinden. Auch erfolgreiche Bewerbungen von Führungskräften auf andere Stellen tragen zur Entstehung von Vakanzen bei. Die Angebote an Schulen in Hessen sind vielfältig, es gibt rund 1.800 öffentliche Schulen, und dennoch bleibt die notwendige personelle Besetzung eine ständige Herausforderung.

Hohe Belastung der Schulleitungen

Eine aktuelle Studie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hebt die hohe Arbeitsbelastung der hessischen Schulleitungen hervor. Etwa 84 Prozent der Befragten gaben an, häufig den ganzen Tag im Hochgeschwindigkeitstempo arbeiten zu müssen. Zusätzlich berichten 76 Prozent, dass sie selten oder nie ihre Pausenzeiten einhalten können. Die Studie, die im Herbst 2024 durchgeführt wurde, bezieht sich auf 981 freiwillige Teilnehmer aus Schulleitungen. Manche Schulleitungen haben alarmierende Gesundheitszustände: Viele bewerten ihren Gesundheitszustand schlechter als der Durchschnitt anderer Berufsgruppen. Symptome für Burnout sind bei Schulleitungen überproportional häufig zu beobachten.

Ein bedeutsamer Aspekt der GEW-Studie dreht sich um die Konsequenzen dieser hohen Belastung: 19 Prozent der Befragten ziehen in Betracht, ihren Beruf aufzugeben. Thilo Hartmann, der GEW-Vorsitzende, fordert dringende Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel und plädiert für regelmäßige Studien zur Belastung von Schulleitungen. Hartmann macht auch deutlich, dass die unzureichende Ausstattung der Schulen zur hohen Arbeitsbelastung beiträgt.

Der Lehrkräftemangel spitzt sich zu

Zusätzlich zu den unbesetzten Schulleiterstellen gibt es in Hessen auch mehr als 1.000 unbesetzte Lehrerstellen. Der Lehrkräftemangel ist besonders ausgeprägt an Grundschulen, Förderschulen sowie in Gesamtschulen und Berufsbildenden Schulen. Am 1. Oktober 2023 waren 832 Lehrerstellen unbesetzt; ein Jahr später, am 1. Oktober 2024, stieg die Zahl auf 1.116. In den Schulamtsbezirken Frankfurt und Offenbach ist die Situation besonders angespannt, hier sind 365 Stellen unbesetzt. Der hessische Philologenverband warnt vor gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte, die durch den Personalmangel und die hohe Belastung immer prekärer werden.

Hinzu kommt, dass Lehrkräfte nicht nur unter der Arbeitslast leiden, sondern auch häufig körperliche Erschöpfung und Müdigkeit erleben. Viele sind von innerer Unruhe oder Schlafstörungen betroffen. Dr. Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung hebt hervor, dass Lehrer unter dem Druck leiden, die Digitalisierung schnell umzusetzen und gleichzeitig die Lernrückstände in den Griff zu bekommen. Die Integration geflüchteter ukrainischer Kinder stellt eine zusätzliche Herausforderung dar, die es zu bewältigen gilt, ohne die bestehenden Probleme zu vergrößern, wie bosch-stiftung.de berichtet.

Die Grüne Partei fordert unterdessen, den Ausbau multiprofessioneller Teams zu fördern, um Schulleitungen und Lehrkräfte zu entlasten. Die Hoffnung auf eine Besserung der Situation im hessischen Bildungssystem bleibt somit dringend notwendig.