Der italienische Filmregisseur Gianni Amelio feiert bald seinen 80. Geburtstag und ist gleichzeitig ein bedeutender Vertreter des italienischen Neorealismus. Amelio, Jahrgang 1945, hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche Filme produziert, die in Deutschland jedoch oft nicht den ihnen zustehenden Raum erhalten. Mit Werken wie „Der fehlende Stern“ (2006), „Der erste Mensch“ (2011), „Der Unbeugsame“ (2013), „Zärtlichkeit“ (2017), „Hammamet“ (2020) und „Der Herr der Ameisen“ (2022) bleibt er vielen deutschen Kinogängern unbekannt. Sein jüngster Film „Campo di battaglia“ (2024), der beim Festival in Venedig gezeigt wurde, behandelt den Ersten Weltkrieg aus der Perspektive von Militärärzten.

In den letzten Jahren ist die Anzahl italienischer Filme in deutschen Kinos stark zurückgegangen. Früher waren Titel wie „Brot und Tulpen“, „Gomorrha“ und „La grande bellezza“ in Deutschland weit verbreitet. Schätzungen zufolge liefen im vergangenen Jahr möglicherweise nur zwei oder drei italienische Filme in den Kinos. Diese bedenkliche Entwicklung wird auf die privatwirtschaftliche Struktur des Filmverleihgeschäfts sowie die Förderpolitik der EU zurückgeführt, die es italienischen Filmen erschwert, in Deutschland Fuß zu fassen. Die Filmakademie, die den Europäischen Filmpreis verleiht, besteht aus Mitgliedern aus ganz Europa und erhofft sich durch die Preisvergabe eine Stärkung des europäischen Kinos.

Europäischer Filmpreis: Ein bedeutendes Forum für den Film

Der Europäische Filmpreis wird seit 1988 von der Europäischen Filmakademie (EFA) verliehen und gilt als einer der renommiertesten Filmpreise in Europa. Die 37. Verleihung fand am 7. Dezember 2024 in Luzern statt, während die nächste Verleihung für Januar 2026 in Berlin geplant ist. Der Preis, der ursprünglich unter dem Namen „Felix“ bekannt war, wird in über 20 Kategorien vergeben und hat das Ziel, die Aufmerksamkeit auf europäische Filme zu lenken und diese zu fördern. In der Kategorie „Bester Film“ sind italienische Regisseure mit sieben Siegen am erfolgreichsten, gefolgt von Dänemark, Deutschland und Polen mit jeweils vier Siegen.

Gianni Amelio gehört zu den erfolgreichsten Regisseuren des Europäischen Filmpreises und hat dreimal in der Kategorie „Bester Film“ gewonnen, und zwar für „Offene Türen“, „Gestohlene Kinder“ und „Lamerica“. Diese Erfolge heben ihn hervor, obwohl er unter den großen europäischen Regisseuren relativ unbekannt bleibt. Zudem wurde die Regelung für die Nominierung im Sommer 2024 geändert, um auch Dokumentar- und Animationsfilme in die Berücksichtigung aufzunehmen, was der Vielfalt der europäischen Kinokultur dient. Dadurch stieg die Anzahl der nominierten Filme auf 15.

Nominierungen und Auszeichnungen 2024

Die Nominierungen für den Europäischen Filmpreis 2024 umfassen folgende Filme:

  • „Emilia Pérez“ – Spielfilm, Regie: Jacques Audiard
  • „Bye Bye Tiberias“ – Dokumentarfilm, Regie: Lina Soualem
  • „Dahomey“ – Dokumentarfilm, Regie: Mati Diop
  • „Flow“ – Animationsfilm, Regie: Gints Zilbalodis
  • „Living Large“ – Animationsfilm, Regie: Kristina Dufková
  • „No Other Land“ – Dokumentarfilm, Regie: Kristina Dufková
  • „The Room Next Door“ – Spielfilm, Regie: Pedro Almodóvar
  • „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ – Spielfilm, Regie: Mohammad Rasulof
  • „Sauvages“ – Animationsfilm, Regie: Claude Barras
  • „Soundtrack to a Coup d’Etat“ – Dokumentarfilm, Regie: Johan Grimonprez
  • „The Substance“ – Spielfilm, Regie: Coralie Fargeat
  • „Sultanas Traum“ – Animationsfilm, Regie: Isabel Herguera
  • „They Shot the Piano Player“ – Animationsfilm, Regie: Fernando Trueba, Javier Mariscal
  • „Vermiglio“ – Spielfilm, Regie: Maura Delpero
  • „W zawieszeniu“ – Dokumentarfilm, Regie: Alina Maksimenko

Die anhaltende Suche nach innovativen Erzählungen und kreativen Perspektiven im europäischen Kino zeigt sich nicht nur in den Preisträgern, sondern auch in den Nominierungen. So könnte Gianni Amelio und seine Werke in Zukunft wieder stärker in den Fokus rücken, auch wenn die Umstände derzeit eine Herausforderung für den italienischen Film in Deutschland darstellen. Die nächste Gelegenheit dazu wird beim Europäischen Filmpreis im January 2026 in Berlin sein.

Für weitere Informationen über Gianni Amelio und den Europäischen Filmpreis besuchen Sie die folgenden Links: FAZ, Wikipedia über den Europäischen Filmpreis und Wikipedia über den Europäischen Filmpreis – Allgemein.