Syriens neuer Verteidigungsminister, Murhaf Abu Qasra, hat am 19. Januar 2025 den Vorschlag der kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) abgelehnt, ihre eigene Militärgruppe innerhalb der integrierten syrischen Streitkräfte zu behalten. Dies steht im Kontext der Bemühungen der neuen Regierung, verschiedene bewaffnete Gruppen in eine einheitliche Kommandostruktur zu integrieren. Abu Qasra betonte, dass die Integration der SDF in das Verteidigungsministerium eine zwingende Notwendigkeit für den syrischen Staat darstellt, nachdem die Gruppe im Laufe des Bürgerkriegs eine semi-autonome Zone im Nordosten Syriens geschaffen hat.
Die SDF, die im Jahr 2015 gegründet wurden und von den USA unterstützt werden, haben eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die jihadistische Gruppe Islamischer Staat (IS) gespielt. Ihre Erfolge gegen den IS, einschließlich der Eroberung von Raqqa im Oktober 2017, haben sie international bekannt gemacht. Abu Qasra äußerte seine Besorgnis über die zögerliche Haltung der SDF hinsichtlich der Integration und konstatierte, dass er die Führungsebene der SDF bereits getroffen habe, jedoch auf Widerstand gestoßen sei.
Kritik an der Integrationsstrategie
In einem Interview forderte SDF-Kommandeur Mazloum Abdi eine dezentralisierte Verwaltung und schlug vor, die SDF als „militärische Gruppe“ in das Verteidigungsministerium zu integrieren, ohne sich aufzulösen. Diese Forderung wies Abu Qasra entschieden zurück. Er sieht die Integration als zentralen Punkt seiner Amtszeit, die mit der Regierungsübernahme am 21. Dezember begann. Ziel ist es, bis zum 1. März 2025, dem Ende der Amtszeit der Übergangsregierung, diesen Prozess abzuschließen.
Abu Qasra erklärte, dass „Sicherheitsfragen“ die neue Regierung dazu veranlasst hätten, die Integration der SDF zu priorisieren. Er erklärte, dass die USA die SDF als wichtigen strategischen Partner im Kampf gegen den IS ansehen, während Nachbarländer wie die Türkei sie als Bedrohung für die nationale Sicherheit betrachten. Dies macht die Integration besonders herausfordernd.
Internationales Umfeld und regionale Spannungen
Die SDF wird von einer internationalen Anti-ISIS-Koalition, die unter US-Führung agiert, unterstützt. Diese Unterstützung ist seit 2014 aktiv, was die geopolitischen Spannungen in der Region weiter erhöht hat. In den letzten Jahren haben sich die Fronten im Bürgerkrieg verhärtet, wobei islamistische Kräfte wie die Haiat Tahrir al-Scham (HTS) in Nordwest-Syrien aggressiv gegen die Assad-Regierung vorgehen.
Die Situation wird außerdem kompliziert durch das Vorhandensein von türkischen Truppen, die versuchen, ihren Einfluss in Nordsyrien auszuweiten. Diese Entwicklungen wirken sich auch auf die Dynamik zwischen den verschiedenen bewaffneten Gruppen in Syrien aus, was zu einer weiteren Eskalation der Konflikte führen könnte und Zivilisten in den betroffenen Gebieten in Gefahr bringt.
Abu Qasra räumte ein, dass die Entscheidung, einigen Ausländern, darunter Ägyptern und Jordaniern, militärische Ränge innerhalb der neuen Armee zu verleihen, auf Aufregung gestoßen sei. Allerdings zeigte er sich nicht bereit, auf Anfragen zur Auslieferung ausländischer Kämpfer zu reagieren, was zusätzlich zur Komplexität der aktuellen politischen und militärischen Lage beiträgt.