Am 1. November 2024 trat das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Deutschland in Kraft, das eine wesentliche Veränderung in der rechtlichen Anerkennung von trans-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Personen darstellt. Charlie, ein 20-jähriger trans Mann aus Garbsen, hat diese Regelung bereits erfolgreich für sich in Anspruch genommen. Er beantragte die Änderung seines Geschlechtseintrags und Vornamens und war einer der ersten, die diese Neuerung in seiner Stadt nutzten, nachdem er im August des Vorjahres seinen Antrag gestellt hatte.
Durch die Gesetzesänderung ist es nun möglich, den Geschlechtseintrag und den Vornamen einfacher zu ändern. Charlie, der in einem weiblichen Körper geboren wurde, stellte fest, dass er im falschen Körper lebt und begrüßt die offizielle Bestätigung seiner Identität im Ausweis als große Erleichterung. Die Änderungen geschehen nun mithilfe einer einfachen Erklärung beim Standesamt, ohne dass ein gerichtliches Verfahren oder Sachverständigengutachten erforderlich ist.Sächsische.de beschreibt, dass Charlie nach einer dreimonatigen Bedenkzeit im Standesamt seine persönliche Erklärung abgeben musste.
Vorteile des neuen Gesetzes
Die Änderung des Geschlechtseintrags ermöglicht es Charlie, bei offiziellen Anlässen nicht mehr mit einem Geschlechtseintrag konfrontiert zu werden, der nicht zu ihm passt. Zudem kann er nun männliche Hormone beziehen und hat bereits die Brustoperation in Aussicht, abhängig von der Kostenübernahme durch seine Krankenkasse. Wie Berichte aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigen, wird erwartet, dass jährlich etwa 4.000 Anträge auf Änderung des Geschlechtseintrags gestellt werden.
Charlie erzählt von seinem unterstützenden Umfeld. Seine Familie steht hinter ihm und bisher hat er keine negativen Erfahrungen oder Anfeindungen gemacht. Dennoch ist er sich der Herausforderungen bewusst, vor denen viele andere trans Personen stehen. Insbesondere thematisiert er die hohe Suizidrate innerhalb der trans Community, die oft aus den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen resultiert.
Globale Perspektiven und Herausforderungen
Das neue Gesetz ersetzt das veraltete Transsexuellengesetz von 1980, das zuvor forderte, dass für eine Änderung des Geschlechtseintrags zwei Gutachten vorgelegt werden müssen. Wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland erklärt, gibt es weltweit unterschiedliche Regelungen zur rechtlichen Anerkennung von trans und nicht-binären Personen. In über 16 Ländern existieren ähnliche Gesetze zur Selbstbestimmung, darunter Argentinien, Malta und Dänemark.
In vielen Ländern ist jedoch das Verfahren zur Änderung des Geschlechtseintrags an erhebliche Bedingungen geknüpft, wie zum Beispiel psychologische Gutachten oder sogar Sterilisation. Diese Anforderungen werden als menschenrechtswidrig angesehen. Charlie hat die positive Entwicklung in Deutschland als bedeutenden Schritt erlebt, ist jedoch auch vorsichtig hinsichtlich der zukünftigen politischen Entscheidungen, da er befürchtet, dass zukünftige Regierungen das Selbstbestimmungsgesetz in Frage stellen könnten.
Zusammenfassend zeigt Charlies Erfahrung, wie wichtig gesetzliche Veränderungen für die Lebensrealität von trans Personen sein können. Das Selbstbestimmungsgesetz hat für viele, einschließlich Charlie, eine wertvolle Unterstützung und Sichtbarkeit innerhalb der Gesellschaft geschaffen.