In Deutschland wird die Definition von „reich“ zunehmend diskutiert. Laut den aktuellen Erhebungen gilt man hierzulande als reich, wenn das Einkommen doppelt so hoch ist wie das mittlere Einkommen. Dies betrifft ein Bruttoeinkommen von etwa 104.000 Euro für Singles, was sie in die obersten fünf Prozent der Haushalte katapultiert. Während der Grenzwert für den Spitzensteuersatz in Deutschland bei etwa 82.000 Euro liegt, definiert sich das mittlere verfügbare Haushaltseinkommen, laut Focus, mit 29.029 Euro pro Jahr.
Für einen Single ist ein Bruttoeinkommen von rund 45.000 Euro notwendig, um den Median zu erreichen. Dadurch ergibt sich, dass eine Person mit einem verfügbaren Einkommen von 58.058 Euro pro Jahr als reich gilt. Im internationalen Vergleich zeigt sich jedoch, dass die Reichtumsgrenze in Deutschland vergleichsweise hoch ist. In der Türkei beispielsweise wird bereits ab 3.755 Euro ein als reich eingestuft, während Brasilien eine Grenze von 7.055 Euro hat. Auch in anderen Ländern der EU wie Griechenland und Portugal liegt diese Grenze mit 23.694 Euro und 28.516 Euro niedriger als in Deutschland.
Internationale Vergleichswerte
In einigen Industrieländern muss ein höheres Einkommen erreicht werden, um als reich zu gelten. In Großbritannien beispielsweise liegt diese Grenze bei 60.824 Euro, in den skandinavischen Ländern wie Finnland und Schweden sind es 63.828 Euro bzw. 63.906 Euro. Mit der höchsten Reichtumsgrenze wird in Singapur ein Einkommen von 185.037 Euro gefordert, gefolgt von der Schweiz mit 125.351 Euro und Luxemburg mit 107.230 Euro. Diese Unterschiede verdeutlichen die variierenden Lebensstandards und Kaufkraft innerhalb Europas und darüber hinaus.
Die Armutsgefährdungsquoten in Europa variieren erheblich je nach nationalen Schwellenwerten. Laut IW Köln hat Deutschland eine Armutsgefährdungsquote von 14,8 % (2021) und bewegt sich damit im Mittelfeld der EU-27. Im Gegensatz dazu zeigt die Slowakei, mit einem Gini-Koeffizienten von 20,9 bis 21,8, die niedrigsten Ungleichheiten innerhalb der EU. In Deutschland liegt dieser Koeffizient bei 29,0, während der EU-Durchschnitt bei 29,6 liegt.
Lebensstandard und Mittelschicht
Der durchschnittliche Lebensstandard in der EU wird von den Ländern Luxemburg, Belgien und den Niederlanden angeführt. In Deutschland umfasst die Mittelschicht 48 % der Bevölkerung, während in der Slowakei 62,3 % der Bevölkerung zur Mittelschicht zählen. Rund 28,3 % der Deutschen erreichen die obere Mittelschicht, während nur 8,4 % zur Gruppe der relativ Reichen gehören.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Einkommensverteilung und die Definition von Reichtum in Europa stark variieren. Eine europaweite Betrachtung der Armutsgefährdung und des Lebensstandards erfordert eine differenzierte Analyse der nationalen Einkommensschwellen und Kaufkraftparitäten, um die Unterschiede zwischen den Ländern besser zu verstehen.