Die Apotheken in Böhl-Iggelheim haben seit Beginn des Jahres 2025 eine neue Inhaberin: Ulrike Hey, die zuvor als Filialleiterin der Neuen Apotheke tätig war. Die 57-Jährige bringt nicht nur umfangreiche Erfahrung, sondern auch ein engagiertes Team mit, auf das sie sich in Zeiten des Fachkräftemangels verlassen kann. Hey beschreibt die Selbstständigkeit als aufregend, besonders in einem hoch regulierten Bereich wie dem Gesundheitswesen. Ihr ehrenamtliches Engagement für Kollegen spricht ebenfalls für ihr tiefes Verständnis und ihre Leidenschaft für den Beruf.
Die Herausforderungen im Gesundheitswesen sind jedoch groß. Ein zentraler Punkt ist der Fachkräftemangel, der Arztpraxen, Zahnarztpraxen und Apotheken gleichermaßen betrifft. Laut einer Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) sehen nahezu zwei Drittel der Heilberufler Optimierungsbedarf in ihren Arbeitsabläufen und Angeboten, jedoch fehlt es oft an Zeit und Ressourcen, um diese Herausforderungen umfassend anzugehen.
Belastungen und Optimierungspotenziale
Im Durchschnitt behandelt ein Hausarzt etwa 1.400 Patienten pro Quartal, von denen 66% ihrer Arbeitszeit für medizinische Versorgungen aufwenden, während 18% administrative Aufgaben, 6% Mitarbeiterführung und 5% Weiterbildung beanspruchen. Entsprechend sehen 30% der Hausärzte sich mit offenen Stellen konfrontiert und 20% nehmen keine neuen Patienten mehr auf. Diese Entwicklungen machen deutlich, dass die Arbeitsbelastung in der ambulanten Versorgung stetig wächst.
Ähnliche Herausforderungen erleben die Fachärzte, die im Schnitt 1.300 Patienten pro Quartal behandeln. Von ihnen haben 25% offene Stellen, 62% kämpfen aktiv um die Personalgewinnung. Besonders ausgeprägt ist der Personalmangel in Zahnarztpraxen, wo nahezu 50% derzeit auf der Suche nach neuen Mitarbeitern sind – oft mit langen Wartezeiten auf Besetzungen.
Die Situation in Apotheken
Apotheken sind, ähnlich wie Arztpraxen, mit einem harten Wettbewerb um Fachkräfte konfrontiert. Die Studie zeigt, dass Apotheken im Schnitt über 10.000 Kunden pro Quartal beraten, wobei 80% Stammkunden sind. Die Arbeitszeitverteilung in Apothekerbetrieben umfasst 43% für Kundenberatung, 30% für Verwaltung, 7% für Mitarbeiterbetreuung und 6% für strategische Entwicklung. Dennoch haben 42% der Apotheken offene Stellen – eine alarmierende Zahl, die auf die anhaltenden Schwierigkeiten in der Personalgewinnung hinweist.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen 88% der Apotheken auf Botendienste, während 65% neue pharmazeutische Dienstleistungen zur Kundenbindung entwickeln. Diese innovativen Ansätze sind entscheidend, um den Anforderungen eines sich schnell verändernden Gesundheitsmarktes gerecht zu werden und gleichzeitig die Qualität der Versorgung sicherzustellen.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die wachsende Bürokratie und der Mangel an qualifiziertem Personal bleiben jedoch zentrale Problempunkte. Laut einer Analyse von PwC sehen viele Fachkräfte eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen als entscheidenden Faktor für die Anwerbung in den Gesundheitssektor. Dabei sind angemessene Gehälter sowie flexible Arbeitszeiten für potenzielle Mitarbeiter von großer Bedeutung.
Um die ambulante Versorgung langfristig zu sichern, sind strukturelle Reformen und Entlastungen nötig. Diese Maßnahmen müssen darauf abzielen, sowohl die Attraktivität des Gesundheitssektors zu erhöhen als auch die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern.