Der Lehrermangel an der Oberschule Innenstadt in Görlitz hat zu erheblichen Veränderungen im Schulalltag geführt. Derzeit fehlen zehn Lehrkräfte für verschiedene Fächer wie Mathe, Geschichte, Englisch und Kunst. Schulleiter Thomas Warkus hat reagiert und den Stundenplan für die betroffenen Klassen umgebaut. Regulärer Unterricht für die 5. Klassen findet nun nur von Montag bis Donnerstag statt, während die Schüler am Freitag in Lerngruppen mit Lehramtsstudenten üben. Warkus hofft, dass diese zukünftigen Lehrer nach ihrer Ausbildung in Görlitz bleiben werden.

Die Stadtverwaltung hat ein attraktives Angebot gemacht, um Lehramtsstudenten für einen längeren Aufenthalt in Görlitz zu gewinnen. So erhalten sie eine kostenlose Unterkunft mit Frühstück in der Jugendherberge. Oberbürgermeister Octavian Ursu hat den Studenten seine Unterstützung zugesichert und sie ermutigt, die Stadt kennenzulernen.

Wachsende Herausforderungen im Bildungssektor

Der Lehrermangel ist nicht nur ein lokales, sondern auch ein landesweites Problem. Laut dem Kultusministerium gibt es kaum Bewerber für Ober- und Förderschulen, wobei die Sprecherin des Ministeriums klargemacht hat, dass es nicht an finanziellen Mitteln oder fehlenden Stellen liegt. Der Bildungsbereich leidet unter einem großen Fachkräftemangel, der vor allem an der ungleichmäßigen Verteilung der Lehrkräfte liegt. Jan Zippel, Vorsitzender des Landeselternrats Sachsen, kritisiert diese Situation und warnt vor einer weiteren Verschärfung durch bevorstehende Pensionierungen.

Ein innovativer Ansatz zur Milderung des Problems wird durch das Konzept „In Schule hineinwachsen“ verfolgt, das vom Kreiselternrat und der TU Dresden entwickelt wurde. Lehramtsstudenten können hierbei ihr Praktikum an insgesamt 20 Schulen im Landkreis Görlitz absolvieren, was eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis ermöglicht. Die erste Pilotphase mit 14 Studenten in Weißwasser und Zittau war bereits erfolgreich, und es sind Pläne in Arbeit, das Programm auf bis zu 160 Studenten auszuweiten.

Aktive Suche nach Lösungen

In der Region wird zudem die Kampagne „EduFusion“ gestartet, um neue Lehramtsstudenten zu akquirieren und den Lehrermangel gezielt entgegenzuwirken. Die Unterstützung durch die Schulgemeinden, den Landkreis sowie den Landrat Dr. Stephan Meyer hat dabei große Bedeutung. Das Ziel bleibt klar: Den Lehrermangel im Landkreis Görlitz zeitnah anzugehen und jungen Lehrern eine dauerhafte Perspektive zu bieten.

Während die Stadtverwaltung und die Bildungseinrichtungen kreative Lösungen entwickeln, bleibt der Fachkräftemangel eine drängende Herausforderung. Ein bleibender Erfolg wäre gegeben, wenn sich auch nur ein Student dazu entschließen könnte, nach seiner Ausbildung in Görlitz zu unterrichten. Der Druck auf das Kultusministerium, die Ausbildungssituation zu überprüfen und evtl. auch ausserschulische Fachkräfte einzubinden, wächst weiter.

Insgesamt bleibt die Situation angespannt, und die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Universitäten und Schulen ist entscheidend, um dem Mangel an qualifizierten Lehrkräften schnellstmöglich entgegenzuwirken.