In Deutschland zeichnet sich ein Wandel im automobilen Markt ab, der durch eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Civey ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wird. Laut Focus glauben 63 Prozent der rund 5000 Befragten, dass chinesische Marken wie BYD, Xpeng und MG Motor in den kommenden Jahren ihren Marktanteil in Deutschland erheblich ausbauen werden. Marktexperte Christian Riedl bestätigt, dass diese Hersteller mittlerweile als ernstzunehmende Konkurrenz wahrgenommen werden.
Die Umfrage zeigt, dass die Innovationskraft und die wettbewerbsfähigen Preise der chinesischen Hersteller sowie deren klare Ausrichtung auf Elektromobilität als zentrale Gründe für diesen Trend gesehen werden. Angesichts der EU-Strafzölle, die auf chinesische Elektroautos erhoben wurden, planen die Hersteller, Werke in Europa zu eröffnen, um diese Hindernisse zu umgehen. So plant BYD die Eröffnung eines Werks in Ungarn.
Offenheit der deutschen Kunden
Eine separate Studie von Berylls Strategy Advisors und Civey belegt die Bereitschaft deutscher Kunden, chinesische Fahrzeuge in Betracht zu ziehen. Über 45 Prozent der 1.000 befragten Personen glauben, dass chinesische Hersteller sich langfristig in Deutschland etablieren werden. Bei einer Begleitstudie mit 60 Teilnehmern, die bereits Erfahrungen mit chinesischen Autos gesammelt haben, sind es sogar mehr als 65 Prozent, die optimistisch in die Zukunft blicken. Zudem ziehen 25 Prozent der deutschen Premium-Käufer den Kauf eines Modells von BYD oder Nio in Betracht, wie Auto Motor und Sport berichtet.
Dennoch gibt es einige Hürden. Viele deutsche Kunden erkennen keinen signifikanten technischen Vorsprung der chinesischen Hersteller und bemängeln, dass Prestige und Marketing-Aktivitäten bislang unzureichend sind. Digitale Funktionen und Connectivity spielen für die Kunden eine untergeordnete Rolle. Der hohe Preis mancher Modelle, wie der Nio ET7, der bei rund 70.000 Euro beginnt, wird ebenfalls als hinderlich angesehen.
Marktdynamik und Konkurrenzkampf
Auf dem globalen Automobilmarkt drohen die Verhältnisse sich zu verschieben. Tagesschau berichtet, dass im Jahr 2024 bis zu 440.000 chinesische Fahrzeuge nach Europa importiert werden könnten, während europäische Hersteller nur 325.000 Autos nach China verkaufen werden. Besonderes Augenmerk liegt auf dem wachsenden Marktanteil chinesischer Elektroautos, die im zweiten Quartal 2024 bereits 65 Prozent der Verkaufszahlen in China ausmachten, ein Anstieg um 25 Prozentpunkte seit 2020.
Die chinesische Regierung fördert die Produktion von Elektrofahrzeugen aktiv, was die Ausgangsbedingungen zu Gunsten der heimischen Hersteller verbessert. Experten schätzen, dass chinesische Unternehmen in den kommenden Jahren Marktanteile von über 10 Prozent in Europa erreichen könnten, was für Massenhersteller in Europa einen Druck zur Kostensenkung bedeutet. In Deutschland wird jedoch auch wieder über Verbrennungsmotoren diskutiert, da der Absatz reiner Elektroautos im zweiten Quartal 2024 das dritte Mal in Folge gesunken ist.
Die aktuellen Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die wachsende Präsenz chinesischer Autohersteller in Deutschland und die damit verbundenen Herausforderungen für traditionelle europäische Marken.